Ein wenig Neues über „Ken“

Falls sich jemand unter euch fragen sollte, ob ich eigentlich immer noch Geschichten schreibe und was denn aus meiner „Ken“-Geschichte (Arbeitstitel) geworden ist: In den letzten Wochen und Monaten habe ich wenig Fiktionales geschrieben, weil ich mit den nichtfiktionalen Texten, die ich für die Uni produziere, verhältnismäßig ausgelastet bin (und mit diversen anderen wichtigen Teilen meines real life, die in diesem Blog nicht das Thema sein sollen).

Mir ist allmählich klar geworden, dass es zu nichts führt, wenn ich nur drauflos schreibe: Für die „Ken“-Geschichte brauche ich einen Plot, es führt kein Weg daran vorbei. Da gibt es einfach zu viele Charaktere, die den ihnen zugedachten Platz ausfüllen sollen – und zwar so, dass sie sinnvoll zum Fortschreiten der Geschichte beitragen, statt „Nebenschauplätze“ zu schaffen, die mit dem eigentlichen Plot nicht viel zu tun haben. Einzelne Fortschritte gibt es dabei auch zu vermelden; so haben zwei Charaktere und ihre Leben, die bisher eher solche „Nebenschauplätze“ waren, mittlerweile ihren festen Platz in der Geschichte gefunden.

Was mir immer noch einiges an Kopfzerbrechen bereitet, ist die Auflösung der Agenten-/Krimi-Storyline. Dieses Problem ist immer noch eng mit dem Ursprung der Geschichte verknüpft: Als ich 12 Jahre alt war, war die Stadt „Diamantia“ (heute: Haal, so benannt nach dem dort betriebenen Salzbergbau) ja noch die Hauptstadt eines Königreichs mit Engeln und Dämonen, und der Endkampf der zwischen übernatürlichen Kräften. Das war in gewisser Weise einfacher, aber – wie ich zunehmend fand – auch langweiliger. Deshalb gab es drei grundlegende Änderungen in meiner fiktionalen Welt:

  • Königreich? Nein, danke – ein Parlament muss her.
    Gesagt, getan; die Königin kann aber gerne formelles Staatsoberhaupt bleiben. Ob ein Präsident repräsentiert oder eine Königin, ist ja eigentlich egal, solange keiner davon zu viel Macht hat. Keine Präsidialdemokratie; die Regierung muss sich aus den Mehrheitsverhältnissen im Parlament ergeben. (Typisch ich, kann nicht mal raus aus meiner politischen Haut, wenn ich fiktionale Texte schreibe.)
  • Engel und Dämonen? Zu schwarz-weiß; das Interessante sind doch die Graustufen zwischen „Gut“ und „Böse“. Also Menschen.
  • Magie/übernatürliche Elemente? Ich bin mir schon seit längerem sicher, dass Kens Welt keine Welt der Magier oder Hexer ist, möchte mich aber nur ungern von einzelnen leicht „übernatürlichen“ Elementen (die Augen seines Cousins Johannes!) trennen. Allerdings lassen die sich ja vielleicht auch einfach nur mit Genetik, Lichteinfall und einem gewissen Charisma erklären… Also keine Magie.

Das Hauptproblem, das ich nun noch habe, hängt mit folgender Entscheidungssituation zusammen:

  • Fiktionale Parallelwelt, Alternate Reality oder reale Welt?
    Das Pendel schlägt schon seit Längerem eher Richtung Alternate Reality aus: Ken ist Halb-Engländer, ein anderer Charakter ist Ire. Das Problem ist, dass ich in dem Augenblick, in dem ich Haal (eine Namensänderung ist möglich) verorten will, auch Karten zeichnen muss, die dem Land um die Stadt damit automatisch konkrete physische Gestalt geben müssten. Und da Haal sich in meiner Vorstellung nun mal in Mitteleuropa befindet – und die Grenzen in Mitteleuropa aufgrund jahrhundertelanger politischer und militärischer Auseinandersetzungen so geworden sind, wie sie heute sind –, muss man da ganz schön aufpassen, damit einem am Ende nicht Geschichtsklitterung oder Revisionismus vorgeworfen werden kann. (A history student is writing, after all.) Um das zu vermeiden, böte sich Haal z.B. als Hauptstadt eines wirtschaftsstarken Kleinfürstentums im Alpenraum an, bei dem einfach etwas fiktionale Landmasse hinzugefügt wird, um die Grenzen z.B. der Schweiz unberührt zu lassen. Diese Idee hatte aber schon Cassandra Clare mit ihrem Land Idris in „Die Chroniken der Unterwelt“ (The Mortal Instruments). Und ich zögere, einfach ein fiktionales Liechtenstein zu wählen, da ich über die Geschichte und Kultur Liechtensteins – nun ja – praktisch nichts weiß, mich also erst einarbeiten muss. (Zumindest wäre es eine konstitutionelle Monarchie…)

Kurzum, da gibt es noch einige grundlegende Probleme zu lösen…

2 Responses to Ein wenig Neues über „Ken“

  1. Yve sagt:

    Generell würde ich dir bei deinen Gedanken zu einer fiktionalen Welt raten, die aber gleichzeitig stark an Unsere angelehnt ist. Vor so einem ähnlichen Problem stand ich auch, als ich eine neue Geschichte anfing. Zuerst wollte ich sie in Detroit spielen lassen, entschied mich am Ende aber dagegen und erstellte eine fiktionale Stadt an der Westküste der USA.
    Ja, eine alte Erdkundlerin kann auch nicht aus ihrer Haut 😉 Ich erstellte mit Spaß naturräumliche Gegebenheiten, Infrakstrukturen, Gewerbeflächen ect. und habe mich dabei aber immer an Vorbilder aus der Realität orientiert.
    Allerdings ist in Amerika auch deutlich mehr Platz…

    • Jary sagt:

      Danke für deine Meinung und Anregung! 🙂 Dann scheine ich ja auf der richtigen Spur zu sein, denn mit Alternate Reality meine ich im Grunde genau das, was du beschreibst. Um mal aus der englischsprachigen Wikipedia zu zitieren:

      A parallel universe is a hypothetical self-contained separate reality coexisting with one’s own. […] While the terms „parallel universe“ and „alternative reality“ are generally synonymous […], there is sometimes an additional connotation implied with the term „alternative reality“ that implies that the reality is a variant of our own. The term „parallel universe“ is more general […].
      Wikipedia: Parallel universe (fiction)

      Aber damit, dass in Amerika auch deutlich mehr Platz ist als im dicht besiedelten Europa, hast du auch einfach recht. 😉

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