Shakespeare-Challenge: Macbeth (3)

31. März 2012

Macbeth also. Gelesen habe ich die zweisprachige dtv-Ausgabe, weil wir Macbeth damals im Englisch-LK gelesen haben und dafür diese Ausgabe kaufen mussten.

1) Was gefällt Euch an dieser Tragödie gut bzw. nicht so gut?
Ähnlich wie bei Hamlet gefällt mir an Macbeth eigentlich alles. Am besten natürlich die Szenen mit den Hexen: „Fair is foul, and foul is fair: / Hover through the fog and filthy air“ (Act I, Scene 1). Nothing is as it seems. Und mir gefällt allgemein das Thema des eigentlich gar nicht so schlechten Menschen, dessen „tragic flaw“, Ehrgeiz, ihn am Ende zu Fall bringt. Hinzu kommen Macbeths Aberglaube gegenüber der Prophezeiung der Hexen und dass er tut, was Lady Macbeth ihm sagt…

2) Welche Bedeutung hat der erscheinende Geist Banquos?
Hm… Macbeth erschrecken, den Anwesenden Macbeths schlechtes Gewissen zeigen und sozusagen den Wendepunkt anzeigen, ab dem Macbeths Fall beginnt.

3) Wie und wann hättet Ihr Euch an der Stelle Macbeths anders verhalten?
Ich denke, Macbeth hätte einfach nur nicht auf die drei Hexen hören sollen… Wäre er genauso skeptisch gegenüber ihren Prophezeiungen gewesen wie Banquo, hätte er Duncan nicht ermordet und es wäre auch alles andere nicht passiert.
Anders ausgedrückt: Ich hätte einfach abgewartet und Duncan nicht umgebracht, wenn ich Macbeth gewesen wäre.

4) Mit welcher aktuellen Situation (z.B. einem Politiker) könnte man MacBeth vergleichen?
Wie schon erwähnt, geht es um den Fall eines eigentlich gar nicht so schlechten Menschen, dessen Fehler Aberglauben, Ehrgeiz und das Hören auf einen schlechten Berater (Lady Macbeth) sind. Einmal abgesehen vom Aberglauben dürften die letzten beiden Gründe wohl wesentlich für den Fall ziemlich vieler Menschen sein, die (zu) hoch hinaus wollten… Ein konkretes Beispiel fällt mir aber gerade nicht ein.

5) Was ist Euer Lieblingszitat?

Macbeth: Methought, I heard a voice cry, „Sleep no more!
Macbeth does murther Sleep“, – the innocent Sleep;
Sleep, that knits up the ravell’d sleave of care,
The death of each day’s life, sore labour’s bath,
Balm of hurt minds, great Nature’s second course,
Chief nourisher in life’s feast; –
Lady Macbeth: What do you mean?
Macbeth: Still it cried, „Sleep no more!“ to all the house:
„Glamis hath murther’d Sleep, and therefore Cawdor
Shall sleep no more, Macbeth shall sleep no more!“

Der Kontext von Act II, Scene 2: Macbeth hat gerade König Duncan getötet, den er hier als „Schlaf“ personifiziert. Da jeder Mensch schlafen muss, hat er mit Duncan zugleich auch einen Teil seiner selbst getötet; der Mord am König quält ihn.
Der Grund, warum ich gerade dieses Zitat so mag, ist vielleicht ein wenig obskur: Immer wenn ich bis spät in die Nacht noch was für die Uni machen muss, denke ich mir „Macbeth hath murther’d Sleep“, weil es meistens meine eigene Schuld ist, dass ich nicht schon vorher fertig geworden bin…

Zum Abschluss: Omnia – Wytches‘ Brew

… und ein Link zu Act IV, Scene 1, auf die das Lied anspielt.


Shakespeare-Challenge 2012: Hamlet (2)

29. Februar 2012

Bis jetzt gibt es auf buchkolumne.de leider keine neuen Fragen oder einen Eintrag zu dem Buch, das für den Februar zu lesen war. Na ja, dann mache ich den Eintrag einfach mal selbst und ergänze ihn, wenn auf buchkolumne.de doch noch etwas kommt. Sollte es mit der Challenge wirklich nicht weitergehen, überlege ich mir ab April eben selbst Shakespeare-Texte, die ich gerne lesen möchte (z.B. Henry V, Julius Cesar, A Midsummer Night’s Dream). Meine Motivation war ja nicht, bei einer Challenge mitzumachen, sondern vor allem, mehr Shakespeare zu lesen. 😉

Also: The Tragedy of Hamlet, Prince of Denmark.
Gelesen habe ich den Text auf shakespeare-navigators.com.

1) Was gefällt dir an der Tragödie gut bzw. nicht so gut?
Mir gefallen vor allem die philosophischen Fragen, die dabei aufgeworfen werden, und die vielen Zitate, die es in die Alltagssprache geschafft haben – allen voran Hamlets letzter Satz „The rest is silence“ (V,2), der u.a. auch in dem Nightwish-Song „End of All Hope“ zitiert wird. Außerdem mag ich generell, dass „Hamlet“ so oft zitiert wird – mal zwei bildliche Beispiele:

„Alas, poor Yorick“ (V,1): Links Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) mit einem Totenschädel im Tatort „Viktualienmarkt“ (2000) – ohne direkte Anspielung auf das Zitat; rechts Prof. Dr. Karl-Friedrich Boerne (Jan-Josef Liefers) mit einem Totenschädel im Tatort „Satisfaktion“ (2007) – mit direkter Anspielung auf das (hier nicht ganz passende) „To be, or not to be“ (III,1).

2) Wenn du an Hamlet in der bildenden Kunst denkst, woran denkst du zuerst?
Einmal abgesehen von Totenschädeln in barocken Stillleben: an John Everett Millais‘ „Ophelia“ (1851/52).

Das Bild wird übrigens auch im Video zum Song „Where the Wild Roses Grow“ von Nick Cave und Kylie Minogue zitiert.

3) Was ist dein Lieblingszitat?
„[T]here is nothing / either good or bad, but thinking makes it so“ (II,2).
Stimmt zwar nicht absolut, aber wenn man die Zeitgebundenheit von Werten oder kulturellen Normen bedenkt…


Shakespeare-Challenge 2012: Romeo and Juliet (1)

22. Januar 2012

Dieses Jahr nehme ich an einer Shakespeare-Challenge teil; hier findet ihr meinen Organisationspost dazu. Das Buch, das für den Januar zu lesen war, ist „Romeo and Juliet“. Gelesen habe ich die Version auf opensourceshakespeare.org. Die Fragen, die Karla dazu gestellt hat, sind die folgenden:

1) Was gefällt Euch an dieser Tragödie gut bzw. nicht so gut?
Am besten gefällt mir die Fechtszene zwischen Mercutio und Tybalt (Act III, Sc. 1) und dass Mercutio über seinen eigenen nahenden Tod immer noch Witze reißen kann. Überhaupt mag ich Mercutio.
Nicht so gut gefällt mir das ganze Liebesgesäusel. Ja, sorry, ich weiß, dass das zu den berühmtesten Versen der Weltliteratur zählt – „It was the nightingale, and not the lark / That pierced the fearful hollow of thine ear“ (Act III, Sc. 5, V. 2099-2100) und so -, aber mit Liebesgeschichten kann ich schlicht und ergreifend nicht so viel anfangen. Das soll aber nicht heißen, dass ich Shakespeare generell nicht mag; „Macbeth“ und „Hamlet“, die in der Challenge als nächstes anstehen, mag ich z.B. sehr, sehr gern. Ich hab‘ nur keinen rechten Sinn für Liebesdramen…

2) Würden Romeo und Julia heute noch als Paar bestehen (inkl. Begründung)?
Na ja, Baz Luhrmann hat mit seinem Film „Romeo+Juliet“ wohl gezeigt, dass er durchaus dieser Meinung ist… Sprich, dass es moderne Adaptionen des Stoffes gibt, deutet für mich gewissermaßen auch darauf hin, dass diese Liebesgeschichte in die heutige Zeit übertragen werden kann. Dass die Geschichte vielfach adaptiert wird oder dass es zahlreiche intertextuelle Referenzen auf „Romeo and Juliet“ in anderen literarischen Werken gibt, zeigt, denke ich, auch auf die „Zeitlosigkeit“ des Konzepts einer Liebe über alle Hindernisse hinweg.

3) Welche Bücher mit ähnlichem Liebeshintergrund fallen Euch dazu ein?
Also, Anspielungen gibt es natürlich zuhauf… Auf Anhieb fällt mir z.B. ein, dass in „Twilight“ von Stephenie Meyer – meine Meinung dazu kann man hier nachlesen – teilweise holzhammerartige Anspielungen darauf gemacht werden. Und man könnte natürlich jedes Liebesdrama, in dem die beiden Liebenden wegen widriger äußerer Umstände nicht zusammenkommen können, mit „Romeo und Julia“ vergleichen. Mit Blick auf das Letztgenannte gewissermaßen auch Goethes „Leiden des jungen Werthers“: Wie „Romeo und Julia“ ein Werk, das viele Leute sicher ganz toll finden, das vom ästhetischen Standpunkt definitiv über jeden Zweifel erhaben ist, das ich aber trotzdem nicht mag – wegen des allzu affektiert liebeskranken Protagonisten. Und genau wie bei Shakespeare heißt das nicht, dass ich Werke von Goethe generell nicht mögen würde – immerhin ist „Faust“ ja eines meiner absoluten Lieblingsbücher (bzw. -dramen)…

4) Was macht gerade diese Tragödie von Shakespeare Eurer Meinung nach bis heute so besonders?
Wenn nach der Meinung anderer gefragt würde, wäre die Antwort wohl „die Geschichte einer Liebe über alle Hindernisse hinweg, die tragisch endet“. Wenn die Frage aber nach meiner eigenen Meinung geht, lautet die Antwort: Das frage ich mich auch schon seit Jahren. Wie schon geschrieben, bin ich kein besonderer Fan von Liebesgeschichten, und „Macbeth“ oder „Hamlet“ mag ich deutlich lieber als diese Shakespeare-Tragödie.

5) Was ist Euer Lieblingszitat?
„No, ‚tis [i.e. Mercutio’s wound is] not so deep as a well, nor so wide as a
church-door; but ‚tis enough,’twill serve: ask for
me to-morrow, and you shall find me a grave man. I
am peppered, I warrant, for this world.“
(Mercutio in: Romeo and Juliet, Act III, Sc. 1, V.  1602-1604.)
Eine Begründung habe ich ja schon unter 1) geliefert. „Grave“ (as opposed to „merry“) kann man hier als Anspielung darauf verstehen, dass Tote im Grab (in the grave) keine Witze mehr machen können.