Ozymandias, oder: Warum ich keine Althistorikerin bin

15. Januar 2012

Das Studium der Alten Geschichte umfasst die griechisch-römische Welt der Antike. Dieses Gedicht über eine Statue des Pharao Ramses II. (griechisch „Ozymandias“) ist einer der Gründe, weshalb ich finde, dass ich mich nicht unbedingt zur Althistorikerin eigne:

Percy Bysshe Shelley (1792-1822): Ozymandias
I met a traveller from an antique land,
Who said — „two vast and trunkless legs of stone
Stand in the desert … near them, on the sand,
Half sunk a shattered visage lies, whose frown,
And wrinkled lips, and sneer of cold command,
Tell that its sculptor well those passions read
Which yet survive, stamped on these lifeless things,
The hand that mocked them, and the heart that fed;
And on the pedestal these words appear:
My name is Ozymandias, King of Kings,
Look on my Works ye Mighty, and despair!
Nothing beside remains. Round the decay
Of that colossal Wreck, boundless and bare
The lone and level sands stretch far away.“ —
— Quelle: http://rpo.library.utoronto.ca/poem/1904.html

Warum? – Ganz einfach: Jedesmal, wenn ich mit epigraphischen Quellen (= antiken Inschriften) arbeiten muss, denke ich unwillkürlich an dieses Gedicht und den Ausdruck der Vergänglichkeit menschlicher Gestaltungsfähigkeit, den es für mich verkörpert.

Wenn ich beispielsweise eine Grabinschrift des römischen Bürgers „–ilius“ vor mir liegen habe, die von einem verwaschenen, teilweise zerstörten bearbeiteten Steinblock stammt, kann ich nicht anders als daran zu denken, dass die Inschrift wahrscheinlich das Einzige ist, das von diesem Menschen übrig geblieben ist: Sie ist zum großen Teil zerstört. Nicht einmal sein Name blieb der Nachwelt erhalten!

Diese „romantische“ (im Sinne der Epoche) Herangehensweise ist vielleicht das Richtige für eine Literaturwissenschaftlerin, aber nicht unbedingt für eine Althistorikerin… „Mein“ Gebiet in der Geschichte beginnt also erst ab dem Mittelalter. 😉


Baudelaires böse Blumen

1. Januar 2012

Vor ein paar Tagen habe ich mir „Les fleurs du mal“ (dt. „Die Blumen des Bösen“) von Charles Baudelaire gekauft. Ich hatte schon länger vor, die Gedichte einmal auf Französisch zu lesen. Gerade bei Poesie finde ich es besonders schade, wenn man sie nicht in der Sprache verstehen kann, in der sie geschrieben ist. Außerdem bemühe ich mich schon das ganze Jahr darum, mein Französisch ein wenig zu verbessern. Das Vokabular in „Les fleurs du mal“ ist vielleicht etwas speziell – im realen Leben dürfte man kaum einmal die Gelegenheit haben, jemandem so etwas wie „Dans nos cerveaux ribote un peuple de Démons“ zu sagen -, aber wer liest Gedichte schon zum bloßen praktischen Nutzen? Jedenfalls nicht ich.

Mein Vorsatz fürs neue Jahr: Jeden Tag (mindestens) ein Gedicht lesen.

Natürlich „zählt“ dafür nicht nur Baudelaire oder Französischsprachiges. Aber um den Theaterdirektor Serlo aus Goethes „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ (5. Buch, 1. Kapitel) zu zitieren:

„Man sollte“, sagte er, „alle Tage wenigstens ein kleines Lied hören, ein gutes Gedicht lesen, ein treffliches Gemälde sehen und, wenn es möglich zu machen wäre, einige vernünftige Worte sprechen.“
— Quelle: http://gutenberg.spiegel.de/buch/3669/66

Das mit dem Gemälde dürfte für einen Menschen wie mich, der sich nie in besonderer Weise für Malerei interessiert hat, etwas zu hoch gegriffen sein, das mit den Worten lässt sich wohl nicht von außen beeinflussen und Musik ist heutzutage sowieso allgegenwärtig. Aber es würde sich vielleicht mal lohnen, es mit den Gedichten zu versuchen. Selbst wenn ich es selbst für unwahrscheinlich halte, auch nur mit den „Fleurs du mal“ durchzukommen. Mit irgendetwas muss man schließlich mal anfangen, und ein Buch, das nach Meinung von Kritikern einige der schönsten Gedichte der französischen Sprache enthält, ist sicher nicht die schlechteste Wahl.

Zu meiner „Vorgehensweise“ bei Baudelaires bösen Blumen:

  • (mindestens) ein Gedicht pro Tag
  • erstes Lesen (stumm): Vokabelklärung, Verständnis
  • Lesen des kurzen Kommentars im Anhang meiner Ausgabe
  • zweites und weiteres Lesen (laut): Flüssigkeit, Aussprache, Betonung, Verständnis

Erklärung:
Es scheint mir leichter zu fallen, ein Gedicht zu verstehen, wenn ich es laut vorlese – einmal davon abgesehen, dass ich finde, Gedichte sind ohnehin zum Vorgetragen-Werden da. Gedichte sind für mich sozusagen Lieder ohne Noten. Mit dieser Methode werde ich sehr wahrscheinlich kaum durch die ganzen „Fleurs du mal“ kommen, aber wenn ich am Ende halbwegs flüssig auf Französisch vom Blatt lesen könnte, wäre ja schon viel gewonnen. Außerdem hoffe ich, dass sich so meine französische Aussprache vielleicht etwas verbessert.

In diesem Sinne: Alles Gute für 2012!


Regen und Schatten

29. Mai 2011

Ich studiere Englisch. Nun gut, da sollte man doch denken, dass ich mir ein simples, noch nicht einmal seltenes Substantiv merken kann, das sogar noch im Klischee-Typus des „Engländers“ enthalten ist:

umbrella – Regenschirm

Kann ich mir aber nicht.
Partout nicht.

Ich stand sogar schon mal vor einem Seminarraum, in dem ich meinen Schirm vergessen hatte, und wartete, bis die Englischdozentin darin mit ihrem Kurs fertig war, damit ich nicht in die Verlegenheit kam, „I forgot…“ murmeln zu müssen, ohne ausdrücken zu können, was ich denn nun vergessen hatte.

„J’ai oublié mon parapluie“ – no problem.
Aber „I forgot my umbrella“ – no chance.

Warum kann ich mir nun das eine Wort merken, das andere aber nicht?
Lässt man einmal die wenig schmeichelhafte Möglichkeit außen vor, dass ich einfach „zu doof“ dazu bin, mir dieses Wort zu merken, gibt es eigentlich nur eine logische Erklärung: eine sprachliche Interferenz mit dem Lateinischen.

Ich denke nämlich so:

umbra – Schatten
umbrella – *kleiner Schatten
-> *Sonnenschirm

Sonnenschirm heißt auf Englisch übrigens „sunshade“ bzw. – als eines dieser zierlichen Schirmchen für Ladies – „parasol“. Totally logical.
Die entsprechenden Begriffe heißen auf französisch dann „parasol“ für das, was man aufstellt(!), und – um mich komplett zu verwirren – „ombrelle“ für das, was die Ladies in der Hand tragen. Da funktioniert die Übertragung aus dem Lateinischen dann wieder!

Aber zurück zum Regenschirm: Im französischen „parapluie“ steckt mit „pluie“ der Regen zumindest schon einmal drin. Während im „umbrella“ für mich nur Schatten drinsteckt – aber doch kein Regen!
Und deshalb kann ich mir das Wort nicht merken. (Glaube ich zumindest.)

Ach ja – der Sinn und Zweck dieses Eintrags ist natürlich, mir „umbrella“ endlich trotzdem zu merken.
Und zu zeigen, dass Sprache manchmal ganz schön unlogisch sein kann… aber das wusstet ihr wahrscheinlich schon vorher, ne? 😉


* Das Sternchen soll nur bedeuten, dass die Übertragung falsch ist.


Waterloo

21. November 2010

Heute bin ich in einem Übersetzungstext aus dem Englischen mal wieder über Waterloo gestolpert.

Waterloo – manchmal frage ich mich, ob die wallonische Gemeinde wirklich wegen der Schlacht bei Waterloo (18. Juni 1815) so bekannt ist, die die endgültigen Niederlage Napoleons gegen die Engländer (General Wellington) und die Preußen (Feldmarschall Blücher) bedeutete – oder doch eher wegen des gleichnamigen ABBA-Songs, der eine Liebesbeziehung mit besagter verlorener Schlacht vergleicht, als Symbol für eine vernichtende Niederlage.

Und nein – man spricht den Namen der Stadt nicht englisch aus. Das „W“ wird zwar wie im Englischen ausgesprochen, etwa wie das „w“ in „wish“ oder „will“. Das „r“ dagegen wird gerollt (es ist „rhotisch“, sagen die Sprachwissenschaftler). Ansonsten spricht man den Namen genauso aus wie im Deutschen.

Die englische Aussprache von „Waterloo“ weckt bei mir dagegen ganz andere Assoziationen… Jemand, den ich kenne, singt entsprechend beim Refrain des ABBA-Songs auch immer „Wa-wa-wa-wa-wa- Wasserklo“ (water = Wasser, loo = Klo)… 😉

Diesen Witz konnte ich mir nun wirklich nicht verkneifen, angesichts des Welttoilettentags, der vor Kurzem wieder stattgefunden hat – Theomix hat darauf hingewiesen. Eine Entschuldigung an die Bewohner von Waterloo – es ist nicht beleidigend gemeint, sondern einfach nur witzig – und an alle ABBA-Fans, zu denen ich übrigens auch selbst gehöre.


Hintergrundmusik

31. März 2009

Eben habe ich die neue Jokers-Depesche in meinem E-Mail-Postfach gefunden. Wenn ich sie mir so durchlese, muss „Hintergrundmusik zum entspannten Lesen“ gerade schwer im Trend sein…
Wie manche Menschen während des Lesens gleichzeitig noch Musik hören können, werde ich wahrscheinlich nie so ganz verstehen; ich jedenfalls kann mich nicht konzentrieren, wenn ich denken soll und gleichzeitig irgendwelche Musik dudelt. Hintergrundmusik verwende ich deshalb – wenn überhaupt – eher für monotone Tätigkeiten, z.B. früher beim Abschreiben von Vokabeln ins Vokabelheft oder – vor allem – beim Lernen auf Matheschulaufgaben, wenn ich mal wieder etliche Beispiele für die jeweiligen Aufgabentypen gerechnet habe. Ich bin dann einfach ausdauernder und geduldiger.
Während des Zusammenfassens von Lernstoff läuft bei mir manchmal auch Musik im Hintergrund, meistens Symphonic Metal oder Ähnliches.

Aber was würde wohl der große Dirigent Herbert von Karajan sagen, wenn er noch miterlebt hätte, dass einige der von ihm dirigierten Stücke auf einer CD mit dem Titel „Karajan – Klassik zum genussvollen Lesen“ erschienen sind? (Nun wäre es nur noch interessant zu erfahren, wie viel Prozent der Käufer dieser CD sie tatsächlich nur als Hintergrundmusik laufen lassen…)
Andererseits muss ich offen gestehen, dass ich beim Mathelernen sogar mal ein paar Symphonien meines geliebten Beethoven gehört habe, obwohl die als Hintergrundmusik nun wahrlich viel zu schade sind. Die betreffenden Einspielungen waren sogar von Karajan dirigiert… Also auch Asche auf mein Haupt. (Wir haben ja noch Fastenzeit.)

Apropos Asche – das deutsche Sprichwort „in Sack und Asche gehen“ gibt es im Englischen fast wörtlich: „to wear sackcloth and ashes.“


English for far far runaways

30. März 2009

Heute hat mein Vater mal wieder eine E-Mail von seinem Bruder bekommen.
Ich schreibe die Power Point-Präsentation einfach mal ab:

Learning English Lesson 1
„Englisch für Anfänger“ (for beginners)

Drei Hexen schauen sich drei Swatch Uhren an. Welche Hexe schaut welche Swatch Uhr an?

Und nun das Ganze in englischer Sprache:
Three witches watch three Swatch watches. Which witch watches which swatch watch?


Learning English Lesson 2
„Englisch für Fortgeschrittene“ (advanced english)

Drei geschlechtsumgewandelte Hexen schauen sich drei Swatch Uhrenknöpfe an. Welche geschlechtsumgewandelte Hexe schaut sich welchen Swatch Uhrenknopf an?

(Kurze Zwischenfrage von mir: Was ist ein Uhrenknopf?)

Das Ganze wieder in englischer Sprache:
Three switched witches watch three Swatch watch switches. Which switched witch watches which Swatch watch switch?


Learning English Lesson 3
„Englisch im Endstadium“ (at the end)

Drei Schweizer Hexenschlampen, die sich wünschen geschlechtsumgewandelt zu sein, schauen sich Schweizer Swatch Uhrenknöpfe an. Welche Schweizer Hexenschlampe, die sich wünscht geschlechtsumgewandelt zu sein, schaut sich welche Schweizer Swatch Uhrenknöpfe an?

(Jetzt wird’s drollig…)

Das Ganze auf Englisch:
Three Swiss witchbitches, which wished to be switched Swiss witchbitches, wish to watch three Swiss Swatch watch switches. Which Swiss witchbitch, which wishes to be a switched Swiss witchbitch, wishes to watch which Swiss Swatch watch switch?


Knoten aus der Zunge lösen und weitermachen!

presented by H2K5

Ich möchte echt mal wissen, wer allen Ernstes seine Zeit damit verbringt sich solches Zeug auszudenken…
Aber es ist lustig, wenn man die englische Version auszusprechen versucht. XD


Menetekel

28. März 2009

Und sieh! und sieh! an weißer Wand
Da kam’s hervor, wie Menschenhand;

Und schrieb, und schrieb an weißer Wand
Buchstaben von Feuer und schrieb und schwand.

(aus: Belsazar, von Heinrich Heine)

Was die Flammenhand König Belsazar geschrieben hat, dürften die meisten Menschen wissen, selbst wenn sie in ihrem Leben noch nie einen Blick in die Bibel geworfen haben:

Das Geschriebene lautet aber: Mene mene tekel u-parsin. Diese Worte bedeuten: Mene: Gezählt hat Gott die Tage deiner Herrschaft und macht ihr ein Ende. Tekel: Gewogen wurdest du auf der Wage und zu leicht befunden. Peres: Geteilt wird dein Reich und den Medern und Persern gegeben.
(Dan 5,25-28; zitiert nach der katholischen Einheitsübersetzung)

Und auch die Anmerkung zu dieser Deutung des Propheten Daniel, die ebenfalls aus der Einheitsübersetzung stammt, will ich niemandem vorenthalten:

In Daniels Deutung ist
mene = gezählt,
tekel = gewogen,
peres = geteilt; peres, Mehrzahl parsin, erinnert zugleich an „Perser.“

Ich bin sowieso der Meinung, dass man Bibelanmerkungen besonders aufmerksam lesen sollte. 😉

Wie ich gerade auf dieses Thema komme?
Weil Valentine in City of Ashes eine Rune als mene mene tekel u-parsin deutete.
Davon abgesehen habe ich das Heine-Gedicht, das ich eingangs zitiert habe, immer gemocht.


Unterrichtsmitschriften in Geschichte

26. März 2009

Gerade mache ich das Orientierungspraktikum, das Lehramtsstudenten seit einigen Jahren vor dem bzw. zu Beginn des Studiums absolvieren müssen. Nächste Woche darf ich einen Teil einer Geschichtsstunde halten und habe mir deshalb noch mal zwei Ausschnitte aus meinen alten Unterrichtsmitschriften im LK angeschaut.
Es ist doch etwas ganz anderes, ob man so etwas fürs Abitur lernt oder ob man es sich danach noch mal durchliest…
Der eine Ausschnitt der Mitschrift ist sauber gegliedert und leicht zu überblicken, der andere ein wenig durcheinander, wird aber gerade dadurch besonders spannend.

Eine Stelle daraus: „Kŏng Zĭ (Konfuzius, ca. 551-479 v. Chr.) zufolge soll man nur dann Krieg führen, wenn man sicher weiß, dass man gewinnen wird. So werden weniger Menschenleben gefordert und der Ressourcenverbrauch gering gehalten. Im Ersten Weltkrieg waren dagegen anfangs alle Gegner gleich stark; es war nicht klar, wer gewinnen würde.“
Was Kŏng Zĭ über die Kriegsführung schreibt, ist natürlich kein abiturrelevanter Stoff und davon abgesehen sollte man aus heutiger Sicht überhaupt keinen Krieg führen, aber ich fand es trotzdem interessant…

Noch eine interessante Stelle:
In einer Quelle von 1897 – einer Rede des britischen Außenministers Joseph Chamberlain, der Gewalt als Mittel der Kolonialisationspolitik rechtfertigte -, findet sich ein Satz, der das fast religiöse Sendungsbewusstsein in den damaligen Kolonialmächten offenlegt.
Heute klingt er natürlich indiskutabel.
Er lautet: „You cannot have omelettes without breaking eggs; you cannot destroy the practices of barbarism, of slavery, of superstition, which for centuries have desolated the interior of Africa without the use of force“. Wörtlich übersetzt müsste das heißen: „Man kann kein Omelett machen, ohne Eier zu zerbrechen; man kann die Praktiken der Barbarei, der Sklaverei, des Aberglaubens, die jahrhundertelang das Innere Afrikas verwüstet haben, nicht ohne Gewalt zerstören“.
Die auf meinem Blatt abgedruckte Quelle lautet dagegen: „Um ein Omelett zu erhalten, muss man aber Eier zerbrechen; Barbarei, Sklaverei und Aberglauben kann man nur mit Gewalt zerstören.“
Nichts gegen freie Übersetzungen, aber da fehlt die Hälfte des Satzes – und das ohne Auslassungszeichen!

„You cannot have omelettes without breaking eggs“ wäre wohl am treffendsten mit „wo gehobelt wird, da fallen Späne“ zu übersetzen, aber nachdem es kein englisches Sprichwort zu sein scheint, finde ich die wörtliche Version in Ordnung – auch wenn sie komisch klingt.


Doros neues Album… und Übersetzerfreuden

24. März 2009

Nachdem ich das Album „The Night of the Warlock“ nun schon seit ein paar Wochen habe, möchte ich mal ein bisschen darüber schreiben. Es war die erste Doro-CD, die ich mir gekauft habe.
Dafür gab es verschiedene Gründe:
Einmal habe ich schon ein paar Metal-Compilations, auf denen einige von Doros Liedern waren, und war einfach neugierig darauf, wie ein Album von ihr klingt.
Dann ist darauf ein Duett mit Tarja, deren Stimme ich sehr mag. Man könnte vielleicht denken, dass Doros raue und Tarjas kristallklare Stimme nicht zusammenpassen, aber das ist überhaupt nicht der Fall. Wer sich Tarjas EP „The Seer“ oder die Extended Special Edition von „My Winter Storm“ gekauft hat, konnte sich mit der entsprechenden Version von „The Seer“ ja bereits davon überzeugen.
Außerdem gibt es auf „The Night of the Warlock“ das Lied „Celebrate“ zu Doros 25. Bandjubiläum, bei dem unter anderem Floor Jansen von After Forever (die ja nun aufgehört haben…) und Liv Kristine von Leaves‘ Eyes zu hören sind. Man hört die meisten Gaststars aber kaum heraus; eigentlich schade. Das Lied selbst ist schön und ich mag es auch ganz gerne.

Nach dieser Einleitung folgt mal die Tracklist:

  • The Night of the Warlock
  • Running from the Devil
  • Celebrate
  • Caught in a Battle
  • Herzblut (die Ballade)
  • On the Run
  • Walking with the Angels
  • I Lay My Head Upon My Sword
  • It Kills Me
  • Long Lost for Love
  • 25 Years
  • Wildfire (Limited Edition Bonus)
  • You Won My Love (Ltd. Ed. Bonus)

Die Limited Edition habe ich mir gekauft, weil sie weniger gekostet hat als die normale Version. Das verstehe ich zwar nicht, aber mir soll’s recht sein… XD

Am besten gefällt mir „Walking with the Angels“, wenn ich vor allem die Musik betrachte. Der Text ist zwar auch inhaltlich schön (und steht in ziemlichem Gegensatz zu dem des Titeltracks oder von „Running From the Devil“), wird aber von „I Lay My Head Upon My Sword“ ausgestochen.
In diesem Lied hört man dann Zeilen wie „It’s too dark to see a better day / It’s too hard to find a better way“ oder „Fight for strong beliefs / Whatever one feels / Might not be the only way“ – und ich denke mal wieder an Israel. (Warum eigentlich nur Israel? Es gibt doch so viele andere Kriegsschauplätze auf der Welt, und der Nahostkonflikt ist bei Weitem nicht der Einzige, bei dem Glaubensfragen eine Rolle spielen…)
Es gibt mit Sicherheit poetischere Wege die Sehnsucht nach Frieden auszudrücken, aber gerade die klare Sprache finde ich bei diesem Thema bestechend. Ebenso wie die Idee, dass das lyrische Ich selbst offensichtlich mitgekämpft hat, wie die Zeilen „I lay my head upon my sword / To end this war“ aus dem Refrain zeigen.
Ja, ja, ich kann kaum mehr einen Text lesen oder hören, ohne ihn zumindest teilweise zu analysieren…
Im Großen und Ganzen finde ich die Texte des Doro-Albums übrigens recht simpel; da bin ich von Epica, Edenbridge oder Kamelot ganz anderes gewohnt.

Von den anderen Liedern mag ich noch den Titeltrack, „Running from the Devil“ und „Caught in a Battle“ – wobei Doro beim Letzteren sicher aufpassen muss, dass sie live die Textzeilen nicht verdreht… 😉
„The Night of the Warlock“ mag ich vor allem wegen der Melodie des Refrains. Am Anfang fand ich es zu viel, dass Doro bis auf eine Stelle am Schluss jedes Mal auf die Silbe „-lock“ eine Verzierung singt. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt und finde es sogar sehr passend, dass aus dem Lied dadurch eine Art magic chant wird.

Wie übersetzt man magic chant eigentlich am besten – magischer Gesang? Zaubergesang? Oder einfach Zauberspruch?
Das Problem ist, dass das Wort chant an sich schon eine Art magische Bedeutung in sich trägt – vgl. to enchant = verzaubern – die dem deutschen Gesang abgeht.
Um aus William Shakespeares Macbeth zu zitieren:

And now about the cauldron sing,
Like elves and fairies in a ring,
Enchanting all that you put in.

Gerade mag ich den Titeltrack außerdem, weil ich ein Buch lese, in dem Hexer warlocks genannt werden. Was mich zu einem weiteren Exkurs führt: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Magier, Zauberer, Hexer bzw. wizard, sorcerer, warlock?
Mir erscheint eine solche Zuordnung sinnvoll:

  • Hexer/warlock – Gegenstück zur Hexe (wobei man im Englischen auch Männer als „witch“ bezeichen kann); ist in der Regel mit dem Teufel oder anderen dunklen Mächten im Bunde
  • Magier/wizard – gelehrter Zauberer; jemand, der die magischen Künste studiert hat
  • Zauberer/sorcerer – jemand, der angeborene magische Fähigkeiten hat

Problematisch bei meiner Zuordnung ist auch wieder, dass man die Stars in diesen Zaubershows im Englischen als „magician“ bezeichnet, im Deutschen dagegen als „Magier“ oder „Zauberer“…
Als Fantasy-Übersetzer muss man sich wohl ganz schön den Kopf zerbrechen.


Sprachwissenschaft ist spannend

22. März 2009

Gestern hat mein Vater eine CD von seinen Eltern nach Hause gebracht, die sie zu ihrem 50. Hochzeitstag bekommen haben. Irgendetwas zwischen volkstümlicher und Volksmusik – ein typisches Wandergeschenk also. Dementsprechend ist die CD immer noch originalverschweißt – was sie in diesem Haus auch bleiben wird. XD

Mir ist allerdings etwas aufgefallen, als ich die im Dialekt geschriebenen Liedtitel auf der Rückseite betrachtet habe: dass der vor allem in skandinavischen Sprachen vorkommende Buchstabe „å“ verwendet wurde, um die Aussprache anzuzeigen. „Å“ ist so etwas wie ein Zwitter aus dem deutschen „a“ und „o“, der so ähnlich ausgesprochen wird wie der Vokal im englischen Wort pawn.
Mir war bisher gar nicht bewusst, dass der Vokal in „i måg di“ – diese Umschrift übernehme ich einfach mal – genauso ausgesprochen wird wie das „å“ in „Åses Tod“, dem zweiten Stück aus Edvard Griegs erster Peer Gynt Suite.
So ungewöhnlich ist es wohl nicht, wenn man bedenkt, dass ich keinen Dialekt sprechen kann, aber mich fasziniert trotzdem, was ich gerade entdeckt habe… Wenn ich das nächste Mal in der Unibibliothek bin, muss ich unbedingt nachsehen, ob in einem Linguistikbuch etwas darüber steht. Bis dahin werde ich mal im Internet suchen.

Gut, das kann jetzt wahrscheinlich nur jemand nachvollziehen, der sich genauso für Sprache(n) interessiert wie ich… *hust*