Gaucks erste Rede als Bundespräsident

23. März 2012

Von http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,823277,00.html:

Freiheit ist eine notwendige Bedingung von Gerechtigkeit. […] Umgekehrt ist das Bemühen um Gerechtigkeit unerlässlich für die Bewahrung der Freiheit.

Wie schön, das aus seinem Mund zu hören!
Und liberal ist… Gauck!

Und speziell zu den rechtsextremen Verächtern unserer Demokratie sagen wir in aller Deutlichkeit: Euer Hass ist unser Ansporn. Wir lassen unser Land nicht im Stich. Wir schenken euch auch nicht unsere Angst. Ihr werdet Vergangenheit sein und unsere Demokratie wird leben.
Die Extremisten anderer politischen Richtungen werden unserer Entschlossenheit in gleicher Weise begegnen. Und auch denjenigen, die unter dem Deckmantel der Religion Fanatismus und Terror ins Land tragen, und die hinter die europäische Aufklärung zurückfallen, werden wir Einhalt gebieten. Ihnen sagen wir: Die Völker ziehen in die Richtung der Freiheit. Ihr werdet ihren Zug vielleicht behindern, aber endgültig aufhalten könnt ihr ihn nicht.

Herr Bundespräsident, Sie sprechen mir aus der Seele!
Nur in einem schöneren, elegant schlichten Stil, der klar und deutlich sagt, was Sie meinen.
So möchte ich auch schreiben – und reden – können.
Ich werde mir Ihren Stil zum Vorbild für meine Seminararbeiten nehmen. (Zumindest für die deutschen. Bei meinen englischsprachig verfassten Essays habe ich zweimal den Kommentar bekommen, sie seien „elegantly written and presentend“. Nur auf Deutsch neige ich leider zum Verschwurbelt-Schreiben mit besonders komplexen Satzkonstruktionen.)

Ach… war da nicht mal was mit „ein Bundespräsident soll Vorbild sein“?
Ist er schon. Nach dieser Rede auf jeden Fall.


Shakespeare-Challenge 2012: Hamlet (2)

29. Februar 2012

Bis jetzt gibt es auf buchkolumne.de leider keine neuen Fragen oder einen Eintrag zu dem Buch, das für den Februar zu lesen war. Na ja, dann mache ich den Eintrag einfach mal selbst und ergänze ihn, wenn auf buchkolumne.de doch noch etwas kommt. Sollte es mit der Challenge wirklich nicht weitergehen, überlege ich mir ab April eben selbst Shakespeare-Texte, die ich gerne lesen möchte (z.B. Henry V, Julius Cesar, A Midsummer Night’s Dream). Meine Motivation war ja nicht, bei einer Challenge mitzumachen, sondern vor allem, mehr Shakespeare zu lesen. 😉

Also: The Tragedy of Hamlet, Prince of Denmark.
Gelesen habe ich den Text auf shakespeare-navigators.com.

1) Was gefällt dir an der Tragödie gut bzw. nicht so gut?
Mir gefallen vor allem die philosophischen Fragen, die dabei aufgeworfen werden, und die vielen Zitate, die es in die Alltagssprache geschafft haben – allen voran Hamlets letzter Satz „The rest is silence“ (V,2), der u.a. auch in dem Nightwish-Song „End of All Hope“ zitiert wird. Außerdem mag ich generell, dass „Hamlet“ so oft zitiert wird – mal zwei bildliche Beispiele:

„Alas, poor Yorick“ (V,1): Links Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) mit einem Totenschädel im Tatort „Viktualienmarkt“ (2000) – ohne direkte Anspielung auf das Zitat; rechts Prof. Dr. Karl-Friedrich Boerne (Jan-Josef Liefers) mit einem Totenschädel im Tatort „Satisfaktion“ (2007) – mit direkter Anspielung auf das (hier nicht ganz passende) „To be, or not to be“ (III,1).

2) Wenn du an Hamlet in der bildenden Kunst denkst, woran denkst du zuerst?
Einmal abgesehen von Totenschädeln in barocken Stillleben: an John Everett Millais‘ „Ophelia“ (1851/52).

Das Bild wird übrigens auch im Video zum Song „Where the Wild Roses Grow“ von Nick Cave und Kylie Minogue zitiert.

3) Was ist dein Lieblingszitat?
„[T]here is nothing / either good or bad, but thinking makes it so“ (II,2).
Stimmt zwar nicht absolut, aber wenn man die Zeitgebundenheit von Werten oder kulturellen Normen bedenkt…


Shakespeare-Challenge 2012: Romeo and Juliet (1)

22. Januar 2012

Dieses Jahr nehme ich an einer Shakespeare-Challenge teil; hier findet ihr meinen Organisationspost dazu. Das Buch, das für den Januar zu lesen war, ist „Romeo and Juliet“. Gelesen habe ich die Version auf opensourceshakespeare.org. Die Fragen, die Karla dazu gestellt hat, sind die folgenden:

1) Was gefällt Euch an dieser Tragödie gut bzw. nicht so gut?
Am besten gefällt mir die Fechtszene zwischen Mercutio und Tybalt (Act III, Sc. 1) und dass Mercutio über seinen eigenen nahenden Tod immer noch Witze reißen kann. Überhaupt mag ich Mercutio.
Nicht so gut gefällt mir das ganze Liebesgesäusel. Ja, sorry, ich weiß, dass das zu den berühmtesten Versen der Weltliteratur zählt – „It was the nightingale, and not the lark / That pierced the fearful hollow of thine ear“ (Act III, Sc. 5, V. 2099-2100) und so -, aber mit Liebesgeschichten kann ich schlicht und ergreifend nicht so viel anfangen. Das soll aber nicht heißen, dass ich Shakespeare generell nicht mag; „Macbeth“ und „Hamlet“, die in der Challenge als nächstes anstehen, mag ich z.B. sehr, sehr gern. Ich hab‘ nur keinen rechten Sinn für Liebesdramen…

2) Würden Romeo und Julia heute noch als Paar bestehen (inkl. Begründung)?
Na ja, Baz Luhrmann hat mit seinem Film „Romeo+Juliet“ wohl gezeigt, dass er durchaus dieser Meinung ist… Sprich, dass es moderne Adaptionen des Stoffes gibt, deutet für mich gewissermaßen auch darauf hin, dass diese Liebesgeschichte in die heutige Zeit übertragen werden kann. Dass die Geschichte vielfach adaptiert wird oder dass es zahlreiche intertextuelle Referenzen auf „Romeo and Juliet“ in anderen literarischen Werken gibt, zeigt, denke ich, auch auf die „Zeitlosigkeit“ des Konzepts einer Liebe über alle Hindernisse hinweg.

3) Welche Bücher mit ähnlichem Liebeshintergrund fallen Euch dazu ein?
Also, Anspielungen gibt es natürlich zuhauf… Auf Anhieb fällt mir z.B. ein, dass in „Twilight“ von Stephenie Meyer – meine Meinung dazu kann man hier nachlesen – teilweise holzhammerartige Anspielungen darauf gemacht werden. Und man könnte natürlich jedes Liebesdrama, in dem die beiden Liebenden wegen widriger äußerer Umstände nicht zusammenkommen können, mit „Romeo und Julia“ vergleichen. Mit Blick auf das Letztgenannte gewissermaßen auch Goethes „Leiden des jungen Werthers“: Wie „Romeo und Julia“ ein Werk, das viele Leute sicher ganz toll finden, das vom ästhetischen Standpunkt definitiv über jeden Zweifel erhaben ist, das ich aber trotzdem nicht mag – wegen des allzu affektiert liebeskranken Protagonisten. Und genau wie bei Shakespeare heißt das nicht, dass ich Werke von Goethe generell nicht mögen würde – immerhin ist „Faust“ ja eines meiner absoluten Lieblingsbücher (bzw. -dramen)…

4) Was macht gerade diese Tragödie von Shakespeare Eurer Meinung nach bis heute so besonders?
Wenn nach der Meinung anderer gefragt würde, wäre die Antwort wohl „die Geschichte einer Liebe über alle Hindernisse hinweg, die tragisch endet“. Wenn die Frage aber nach meiner eigenen Meinung geht, lautet die Antwort: Das frage ich mich auch schon seit Jahren. Wie schon geschrieben, bin ich kein besonderer Fan von Liebesgeschichten, und „Macbeth“ oder „Hamlet“ mag ich deutlich lieber als diese Shakespeare-Tragödie.

5) Was ist Euer Lieblingszitat?
„No, ‚tis [i.e. Mercutio’s wound is] not so deep as a well, nor so wide as a
church-door; but ‚tis enough,’twill serve: ask for
me to-morrow, and you shall find me a grave man. I
am peppered, I warrant, for this world.“
(Mercutio in: Romeo and Juliet, Act III, Sc. 1, V.  1602-1604.)
Eine Begründung habe ich ja schon unter 1) geliefert. „Grave“ (as opposed to „merry“) kann man hier als Anspielung darauf verstehen, dass Tote im Grab (in the grave) keine Witze mehr machen können.


Tombstone from Tombstone

19. Januar 2012

Yve hat gestern im Zusammenhang mit ihrer Geschichte „Nocturnus“ einen Eintrag über Geisterstädte samt Link zu einer Webpräsenz, auf der man sich Bilder von diversen amerikanischen Geisterstädten ansehen kann, gepostet. Ich habe gleich mal vorbeigeschaut und bin unter dem Link „Tombstone“ auf folgendes Foto gestoßen:

„Here lies / George Johnson / hanged by / mistake / 1882 / He was right / We was wrong / But we strung / him up / and now he’s / gone“?!

Na toll! Das möchte ich ja mal nicht auf meinem Grabstein stehen haben.

Weitere Infos über Tombstone, Arizona: http://www.cityoftombstone.com


Ozymandias, oder: Warum ich keine Althistorikerin bin

15. Januar 2012

Das Studium der Alten Geschichte umfasst die griechisch-römische Welt der Antike. Dieses Gedicht über eine Statue des Pharao Ramses II. (griechisch „Ozymandias“) ist einer der Gründe, weshalb ich finde, dass ich mich nicht unbedingt zur Althistorikerin eigne:

Percy Bysshe Shelley (1792-1822): Ozymandias
I met a traveller from an antique land,
Who said — „two vast and trunkless legs of stone
Stand in the desert … near them, on the sand,
Half sunk a shattered visage lies, whose frown,
And wrinkled lips, and sneer of cold command,
Tell that its sculptor well those passions read
Which yet survive, stamped on these lifeless things,
The hand that mocked them, and the heart that fed;
And on the pedestal these words appear:
My name is Ozymandias, King of Kings,
Look on my Works ye Mighty, and despair!
Nothing beside remains. Round the decay
Of that colossal Wreck, boundless and bare
The lone and level sands stretch far away.“ —
— Quelle: http://rpo.library.utoronto.ca/poem/1904.html

Warum? – Ganz einfach: Jedesmal, wenn ich mit epigraphischen Quellen (= antiken Inschriften) arbeiten muss, denke ich unwillkürlich an dieses Gedicht und den Ausdruck der Vergänglichkeit menschlicher Gestaltungsfähigkeit, den es für mich verkörpert.

Wenn ich beispielsweise eine Grabinschrift des römischen Bürgers „–ilius“ vor mir liegen habe, die von einem verwaschenen, teilweise zerstörten bearbeiteten Steinblock stammt, kann ich nicht anders als daran zu denken, dass die Inschrift wahrscheinlich das Einzige ist, das von diesem Menschen übrig geblieben ist: Sie ist zum großen Teil zerstört. Nicht einmal sein Name blieb der Nachwelt erhalten!

Diese „romantische“ (im Sinne der Epoche) Herangehensweise ist vielleicht das Richtige für eine Literaturwissenschaftlerin, aber nicht unbedingt für eine Althistorikerin… „Mein“ Gebiet in der Geschichte beginnt also erst ab dem Mittelalter. 😉


Guttenberg – Alles nur geklaut?

23. Februar 2011

Professoren und Dozenten der LMU haben einen Offenen Brief an den bayerischen Wissenschaftsminister Heubisch geschrieben, in dem sie sich dafür einsetzen, dass durch die „Causa Guttenberg“ nicht der Eindruck entsteht, als sei das „Vergessen“ von Zitatbelegen bzw. von Belegen paraphrasierten Textes im Wissenschaftsbetrieb auch nur irgendwie akzeptiert:

http://www.muenchenblogger.de/uni/guttenberg-offener-brief-von-lmu-professoren-kein-kavaliersdelikt-wie-falschparken

Als Studentin, die ja auch schon seit dem ersten Semester weiß, dass man Zitate und paraphrasierten Text auf jeden Fall belegen muss, sehe ich das ganz genauso.

Humoristisch beschäftigt sich mit dem Thema u.a. Radio ffn, das den Song „Alles nur geklaut“ von den Prinzen zu einem „Guttenberg-Song zur Doktorarbeit“ umgedichtet hat:

Die Uni Bayreuth hat Guttenberg den Doktortitel übrigens mittlerweile aberkannt.

Ergänzung:
Wenn ihr auch der Meinung seid, dass Guttenbergs Plagiieren inakzeptabel war, könnt ihr euch (auch als Nicht-Doktoranden) als „Unterstützer“ des Offenen Briefs von Doktoranden an die Bundeskanzlerin eintragen:
http://offenerbrief.posterous.com/


Zitat über Musik

3. Oktober 2009

Gestern gelesen:

Musik ist Leben. Wenn man es einmal genau betrachtet, klingt und tönt alles irgendwie. Jedes Ding hat seinen eigenen Klang. Mit Musik kann man wunderbar bereits bestehende Gemütszustände vertiefen oder auch neue Stimmungen erzeugen. Es gibt weniges, das so unmittelbar berührt, auf so eine einzigartige Weise Gefühle zu beschreiben vermag.
(Michael Kaiser von der Celtic-Folk-Band „Dunkelschön“ in Sonic Seducer 10/09, S. 137)

Sehr treffend.

Dabei war es reiner Zufall, dass ich mir die aktuelle Ausgabe der Gothic-Musikzeitschrift „Sonic Seducer“ gekauft habe… Sonst lese ich keine Musikzeitschriften. Außerdem interessiert mich der größte Teil der in „Sonic Seducer“ vorgestellten Musik (abgesehen von Folk/Mittelalter/Metal) nicht so sehr.
Dass ich gerade den Artikel über „Dunkelschön“ gelesen habe, war dann allerdings kein Zufall mehr, da ich wusste, was für eine Art von Musik die Band macht. Ich gebe aber zu, dass ich von „Dunkelschön“ nicht mehr kenne als die Hörproben auf ihrem MySpace (http://www.myspace.com/dunkelschoen)… Die allerdings klangen schön.


Meine Tagesplaner-Zitate

2. Oktober 2009

Am 19. Oktober beginnt für deutsche Studenten wieder die Vorlesungszeit.
Hier sind einige Zitate, die ich so gut finde, dass ich sie in meinen Tagesplaner geschrieben habe:

Frieden ist nicht alles, aber alles ist nichts ohne Frieden.
Willy Brandt (SPD, 1913-1992), vierter deutscher Bundeskanzler (1969-1974)

Die Erfahrungen sind die Samenkörner, aus denen die Klugheit wächst.
Konrad Adenauer (Zentrum/CDU, 1876-1967), erster deutscher Bundeskanzler (1949-1963) – er muss es ja wissen

Genau die Kraft, die gefehlt hat, um einen Sieg zu erreichen, braucht man, um eine Niederlage zu verkraften.
Ernst R. Hauschka (*1926), deutscher Lyriker und Aphoristiker

Optimisten haben gar keine Ahnung von den freudigen Überraschungen, die Pessimisten erleben.
Peter Bamm (1897-1975), deutscher Schriftsteller

Nur Pessimisten schmieden das Eisen, solange es heiß ist. Optimisten vertrauen darauf, dass es nicht erkaltet.
Noch mal Peter Bamm

Ich kann nichts dafür, dass meine Bilder sich nicht verkaufen lassen. Aber es wird die Zeit kommen, da die Menschen erkennen, dass sie mehr wert sind als das Geld für die Farbe.
Vincent van Gogh (1853-1890), niederländischer Maler (Impressionismus)

Und der schönste zum Schluss:

Man kann die Wahrheit nicht ins Feuer werfen – sie ist das Feuer.
Friedrich Dürrenmatt (1921-1990), schweizerischer Schriftsteller, Dramatiker und Maler


Die Jugend von heute?

7. Juli 2009

„Die Kinder von heute sind Tyrannen. Sie widersprechen ihren Eltern, kleckern mit dem Essen und ärgern ihre Lehrer.“

Sokrates (469-399 v. Chr.)

Zum Nachdenken

6. April 2009

Aus gegebenem Anlass – den internationalen Auftritten des neuen US-Präsidenten und dem Stellenwert der Freiheit in seinem Land – gibt es heute nur ein kleines Zitat, über das es sich vielleicht nachzudenken lohnt:

Die äußere Freiheit bleibt immer begrenzt,
aber die innere ist unendlich.
(Hans-Jürgen Baden)

Ist die Freiheit, nach der wir uns sehnen, in Wahrheit die innere?
Und das Bedürfnis nach äußerer Freiheit dann der Wunsch mit Hilfe dieser die innere Freiheit zu erreichen?

Was mich betrifft, so bin ich mir bei der Antwort sicher. Aber ich habe auch schon lange darüber nachgedacht.