Immerwährende 365-Tage-Kalender

28. Juli 2013

Nachdem ich in meinem Eintrag vom 27. Juli 2013 auf den Paperblanks-Kalender eingegangen bin, das Geburtstagsgeschenk für meinen Vater, möchte ich nun auf das Namenstagsgeschenk für meine Oma zu sprechen kommen: einen immerwährenden 365-Tageskalender mit je einem Bild und einem Spruch pro Tag von Weltbild, 365 Weisheiten der Welt. Ich habe diesen Kalender ausgewählt, weil meine Oma schöne Bilder mit Sprüchen dazu sehr gerne mag. Tatsächlich hat sie sich sehr darüber gefreut. 🙂

Was mich betrifft, ist es zwar nicht so, dass ich Zitate und schöne Bilder grundsätzlich nicht mag, aber mir sind politische Statements deutlich lieber – oder solche Zitate, die (obwohl vom Verfasser natürlich nicht beabsichtigt) manchmal geradezu erschreckend prophetisch wirken:

Und eh‘ ihr einen Schläger
Erhebt zum Völkermord,
Sucht unsern Bannerträger,
Das freie Wort!

— 2. Strophe des Gedichts „Das freie Wort“ von Georg Herwegh (1817-1875) aus der Sammlung „Gedichte eines Lebendigen“, Teil 1 (1841)

Sprüche wie „Das Glück ist das Einzige, das sich verdoppelt, wenn man es teilt“ sind dagegen weniger mein Fall – solche „Weisheiten“ finde ich platt und banal. Meine Oma nicht. Das ist ihr gutes Recht, aber es ist auch mein gutes Recht, diese Sprüche nicht zu mögen.
(Laut Wikipedia ist das Sprichwort mit dem doppelten Glück übrigens aus China; andere Internetstimmen schreiben es Albert Schweitzer zu. Vielleicht hat es ja auch einfach irgendein Sprüchekompilator mal selbst erfunden.)

Was ich unter einem „schönen Bild“ verstehe, ist vermutlich auch nicht ganz dasselbe wie das, was meine Oma dazu zählen würde: Blumen gehören nämlich nicht dazu, Wald und v.a. Wasser dagegen schon – Hauptsache, viel Dunkelgrün und Blau oder Gelb. Aber was rede ich – ihr seht ja das Design meines Blogs. Deshalb ist der „Weisheiten der Welt“-Kalender genau das Richtige für meine Oma – nicht für mich. Aber das Geschenk soll ja dem Beschenkten gefallen und Freude bereiten – nicht dem Schenkenden. Ergo: Ziel erfüllt! 🙂

Blatt vom 1. Juli aus dem Kalender "365 magische Momente"

Blatt vom 1. Juli aus dem Kalender „365 magische Momente“

Kunst und v.a. Architektur gehören für mich auf jeden Fall und ganz besonders zu den „schönen Bildern“, z.B. der romanische Kreuzgang eines Klosters oder gotische Kathedralen. Deshalb besitze ich selbst den immerwährenden Tageskalender Eine Reise ins Mittelalter. 365 magische Momente von Pattloch (Verlagsgruppe Droemer Knaur), an dem mich aber mitunter extrem stört, dass nirgends angegeben ist, was denn nun genau auf diesem oder jenem Bild zu sehen ist. Gut, ich erkenne schon ein paar Abbildungen, z.B. am 1. Juli die Tapisserie mit der „Jungfrau mit dem Einhorn“ als Symbol für Eitelkeit aus dem Pariser Musée de Cluny. Aber alles kenne ich eben auch nicht. Sogar das Wenigste.
Etwas besser ist es bei den Zitaten. Bei den Textzeilen „Das muss ein Armseliger sein, der nicht lebt und nicht liebt unter des Sommers Herrschaft“, ebenfalls für den 1. Juli, ist immerhin angegeben, dass sie „aus den Carmina Burana“ seien. Dass sie präzise gesagt aus „Ecce gratum“ (Nr. 143) stammen und im lateinischen Original „illi mens est misera/ qui nec vivit/ nec lascivit/ sub Estatis dextera“ heißen, könnte man sich aber auch dann leicht ergoogeln, wenn man weder von der Benediktbeurer Liederhandschrift noch von Carl Orffs szenischer Kantate je zuvor gehört hätte. Bei den Sprüchen ist es also schon in Ordnung, aber bei den Abbildungen ist es wirklich schade. Der Bildnachweis nennt leider nur die Rechteinhaber. Vermutlich stört es 95% der Käufer dieses Kalenders auch überhaupt nicht, dass genauere Quellenangaben bei den Bildern fehlen, aber ich empfinde es an dem sonst schönen Kalender als Manko. In mir schlägt halt ein Historiker-Herz.
Zur Ehrenrettung des Kalenders muss man auch sagen, dass er trotz des romantisch-mittelalterverklärenden Titels wirklich geschmackvoll ist. Und der Geschichtsdidaktiker in mir, der „zu ästhetisierend“ sagt, darf jetzt einfach mal ruhig sein… Außerdem: Selbst wenn ich hier kritisiere, dass der Kalender keine didaktischen Standards einhält – ich hab ihn mir gekauft, er steht auf meinem Schreibtisch, ich blättere ihn jeden Tag um, er gefällt mir. Punkt.


Paperblanks Kalender Midi und Korsch Premium Timer Big im Vergleich

27. Juli 2013

Wie Leser meines Blogs spätestens nach meinem Eintrag vom 5. Januar 2013 wissen, habe ich eine Schwäche für schöne Kalender und Notizbücher. Durch den Geburtstag meines Vaters und den Namenstag* meiner Oma hatte ich neulich wieder Gelegenheit, dieser Schwäche nachzugeben und gleichzeitig zwei geliebten Familienmitgliedern eine Freude zu machen. Und – das Allerwichtigste – beiden hat mein jeweiliges Geschenk sehr gefallen! 🙂

Während ich auf das Geschenk für meine Oma in meinem nächsten Eintrag zu sprechen komme, möchte ich jetzt einmal das Geschenk für meinen Vater, einen Terminkalender von Paperblanks, genauer unter die Lupe nehmen und ihn mit einem ähnlichen Timer des Korsch-Verlags vergleichen.

paperblanks Kalender Midi "Zartrosa" und Korsch Premium Timer Big "Eule"

paperblanks Kalender Midi „Zartrosa“ (links) und Korsch Premium Timer Big „Eule“ (rechts)

Meine Auswahl

Für meinen Vater habe ich einen Kalender mit Verso-Wochenüberblick für 2014 von Paperblanks ausgewählt, der das gleiche Format hat wie der Korsch-Timer Big mit dem Motiv „Ballon“, den er sich letztes Jahr selbst gekauft hat: Links die Tage der Woche, rechts viel Platz für Notizen. (Vergleichbar für 2014 ist z.B. der Timer mit dem Motiv „Eule“, das ich selbst für 2013 gewählt hatte.) Ich hatte mir überlegt, dass ich mit meinem Geschenk nicht viel falsch machen kann: Einen Timer fürs Büro braucht mein Vater sowieso wieder und wenn er das Format schon einmal selbst ausgewählt hat, dann kann es für seine Zwecke nicht ungeeignet sein.
Das Midi-Format bei Paperblanks (ca. 18×13 cm) entspricht etwa dem des Korsch Premium Timers „Big“. Was das Motiv betrifft, habe ich mich für ein Ornamentmuster aus der Silberfiligran-Kollektion von Paperblanks mit dem etwas irreführenden Namen „Zartrosa“ entschieden (siehe z.B. bei Amazon).

Wie ich in dem kleinen Schreibwarenladen gesehen habe, in dem ich den Kalender gekauft habe, gehört das „Zartrosa“-Notizbuch übrigens zu dem Teil der Kollektion, der sich durch einen auf „alt“ getrimmten Papierschnitt auszeichnet. Auf die Kalender mit diesem Motiv trifft das aber nicht zu.

Vergleichspunkte

Vorteilhaft ist gegenüber den Premium Timern von Korsch, dass das Paperblanks-Papier eine bessere Qualität hat und dass sich rechts unten auf der Seite auch ein Monatsüberblick befindet. Außerdem gibt es bei Paperblanks mehr Seiten für Notizen und gleich zwei (!) Lesebändchen. Dass für Samstag und Sonntag genauso viel Platz vorgesehen ist wie für die anderen Wochentage, finde ich persönlich vorteilhaft; mein Vater dürfte es eher als Nachteil sehen, weil er an diesen Wochentagen so gut wie nie Termine hat. Das Adressbuch ist bei den Paperblanks-Kalendern nicht in den Kalender integriert, sondern steckt zusammen mit ein paar abreißbaren Notizzetteln hinten in der Faltinnentasche. (Finde ich aber gut, weil mein Vater und ich ohnehin die meisten Adressen in unseren Handys gespeichert haben.) Während die Premium Timer Big von Korsch 2013 alle eine magnetische Verschlussklappe hatten, wird der Paperblanks-Kalender – wie auch alle Korsch-Timer für 2014 – durch ein Elastikband verschlossen. Die Verschlussklappen-Variante gibt es bei Paperblanks prinzipiell auch, aber nicht für jedes Motiv. Was man lieber mag, ist sicherlich Geschmackssache; bei mir ist es eher die Verschlussklappe, weil sie sich als zusätzlicher Einmerker nutzen lässt.

Fazit

Insgesamt gefällt mir der Paperblanks-Kalender Midi ein wenig mehr als der Premium-Timer Big von Korsch, vor allem wegen der im Vergleich besseren Papierqualität. Schön verarbeitet, optisch ansprechend und auf jeden Fall sehr zu empfehlen sind aber beide Timer-Varianten. Der Paperblanks-Kalender kostet nach UVP** eben rund vier Euro mehr.

Korsch Premium Timer XL18 "Antik-Blau" (mit Bleistift)

Korsch Premium Timer XL18 „Antik-Blau“ (mit Bleistift)

Meine Wahl für 2014

Was mich selbst betrifft, habe ich mich übrigens für einen Korsch Premium Timer XL18 (18-Monats-Kalendarium, Anfang Oktober 2013 bis Ende März 2015, etwas schmaler und etwas höher als DIN A5) mit dem Motiv „Antik-Blau“ entschieden. Der Grund dafür ist, dass ich meinen Premium Timer Big mit dem Motiv „Eule“ immer extrem dicht beschrieben habe (aber gereicht hat er immer!) und hoffe, dass ich mit dem etwas größeren Format ab dem nächsten Semester nicht mehr so winzig klein schreiben muss. Das war auch der Grund, weshalb ich überhaupt schon wieder nach Timern Ausschau gehalten habe. Außerdem brauche ich wegen des 18-Monats-Kalendariums dann nicht mitten im Wintersemester 2013/14 den Timer zu wechseln.


* In der Generation meiner Oma wurde der Tag des bzw. der Heiligen, nach dem man benannt war, noch mehr gefeiert als der eigene Geburtstag.
** unverbindlicher Preisempfehlung (des Herstellers, an die sich Geschäfte gerade bei Schreibwaren zwar häufig halten, die sie aber grundsätzlich auch unter- oder überbieten dürfen)


Zur Geschichte des Klosters Andechs

20. April 2013

… bis zur Säkularisation 1803 habe ich neulich einen Kurzvortrag gehalten, der auf allgemein verständlichem Niveau bleibt. Nachdem ich nicht weiß, was ich sonst damit tun soll (außer ihn auf meinem Rechner versauern zu lassen) und mir denke, dass der Text zur unkomplizierten Vorbereitung eines Andechs-Besuchs ganz sinnvoll sein kann – jedenfalls dann, wenn man dort nicht bloß Bier trinken gehen möchte, sondern auch ein gewisses (kunst-)historisches Interesse hat -, habe ich ihn hier in der Rubrik „Diverses“ online gestellt:

Geschichte der Burg und des Klosters Andechs bis zur Säkularisation 1803


Faun – Von den Elben

25. Januar 2013

Heute ist das jüngste Album der Münchner Pagan Folker Faun erschienen, von deren vorhergehenden Werk Eden ich ja ziemlich begeistert war. Vorneweg: Ich finde Von den Elben überwiegend schön anzuhören, auch wenn es „glatter“ produziert ist als „Eden“, die Songs überwiegend auf die radiotaugliche 3min-Länge zusammengeschnurrt sind und konzeptioneller Anspruch praktisch nicht mehr vorhanden ist.
Mag sein, dass es daran liegt, dass die Band zu dem Major-Label Universal gewechselt ist und dass es das erste Album für dieses Label ist.

Womit wir auch beim Hauptkritikpunkt der meisten Fans sind: Faun – zu glatt, zu eingängig geworden, „williges Opfer“ der Pop-Schlager-Industrie des Kommerz-Riesen Universal, treten jetzt auch in Schlager-Sendungen (Carmen Nebel!) auf. Ob eine Band bei einem kommerziellen Label ist oder bei Wem-auch-immer auftritt, ist mir ziemlich schnurz, aber die Magie von „Eden“ fehlt auf „Von den Elben“ überwiegend (Ausnahme: Andro II). Das ist schade, aber man muss dabei schon berücksichtigen, dass das komplexe, wunderschöne Album „Eden“ die Erwartungen an den Nachfolger auch in ungeahnte Höhen geschraubt hatte.

Auch wenn die Musik auf dem ersten Album beim Major-Label Universal (bei dem auch Apocalyptica sind und das die Rechte an der Musik von ABBA hat) tatsächlich eingängiger klingt – bisher war noch jedes Faun-Album ziemlich anders als das vorhergehende. Auf „Totem“ hatte mir z.B. die streckenweise sehr starke Dominanz der elektronischen Klänge und der im Vergleich mit den „Mädels“ nicht so flexiblen Gesangsstimme von Oli nicht so gut gefallen. Auf „Eden“ war beides dann nicht mehr der Fall und das komplexe, durchdachte Konzept kam hinzu.

Dass „Von den Elben“ rein deutschsprachig ist, ist auch nicht mein Ideal: Ich freue mich immer besonders über fremdsprachige Lieder oder, noch besser, solche in älteren Sprachstufen wie Mittelhochdeutsch (z.B. die Walther von der Vogelweide-Vertonung „Troum unde Spiegelglas“ auf der ersten Faun-CD „Zaubersprüche“) oder Mittelenglisch („Adam lay ybounden“). Allerdings hatten die Faune mit dem „Buch der Balladen“ ja schon mal eine rein deutschsprachige Konzeption, auch wenn das sich außerdem noch durch Verzicht auf die elektronische Untermalung von Niel Mitra und Konzentration auf nicht Selbstgeschriebenes wie das Volkslied „Der wilde Wassermann“ oder eine deutsche Fassung von John Keats’ „Belle Dame sans Merci“ auszeichnete.

Aber nun zur Musik:

faunvondenelben

Tracklist: 1. Mit dem Wind (3:53) | 
2. Diese kalte Nacht (3:04) | 
3. Von den Elben (4:08) | 
4. Tanz mit mir (Duett mit Santiano, 3:02) | 
5. Schrei es in die Winde (4:04) | 
6. Wilde Rose (3:27)
 | 7. Wenn wir uns wiedersehen (3:19) | 
8. Bring mich nach Haus (3:24)
 | 9. Welche Sprache spricht dein Herz (3:27)
 | 10. Andro II (4:59)
 | 11. Minne Duett (mit Subway to Sally, 3:41) | 
12. Thymian & Rosmarin (3:47)
 | 13. Warte auf mich (3:18)

Worüber ich mich tatsächlich aufgeregt habe, war das Lied Tanz mit mir, das mir schon bei den Snippets, die man sich auch schon vorab auf faune.de anhören konnte, viel zu sehr nach lärmender, anspruchsloser Mittelaltermarkt-Musik klang.
Im Booklet war dann zu lesen, dass die Faune das Lied nach eigener Aussage „auf Wunsch unserer Plattenfirma“ aufgenommen haben, was ich an sich schon mal ziemlich unmöglich finde. (Ich zweifle nicht daran, dass das bei irgendwelchen Popstars und -sternchen, die ihre Musik sowieso nicht selber schreiben, gang und gäbe ist. Von Faun hätte ich allerdings nicht erwartet, dass sie sich auf so was einlassen.) Vermutlich hat Universal auch veranlasst, dass die männliche Gesangsstimme hier von Björn Both von Santiano übernommen wurde, einer Band, die mir vorher kein Begriff war. Wenn ich „Tanz mit mir“ höre und dazu auf Wikipedia lese, dass Santiano auf die Idee eines Musikproduzenten hin entstand, verspüre ich aber auch nicht das Bedürfnis, sie kennen zu lernen.
Als ich dieses Lied zum ersten Mal auf der CD gehört habe, musste ich leider feststellen, dass alles noch viel schlimmer war, als ich nach dem Snippet befürchtet hatte: Wein, Weib und Gesang als Thema – na bravo, das ist ja auch überhaupt nicht abgeschmackt! Und vor „Begeisterung“ kommt der Refrain am Schluss gleich viermal. Das Lied ist aus meiner Sicht wohl ein Fall für die Skip-Taste bzw. für das Entfernen des „Synchronisieren“-Häkchens bei iTunes.

Das war der Negativpunkt. Nun zum absoluten Highlight: Schönster „Licht“-blick im wahrsten Sinne des Wortes war Andro II, eine Neuaufnahme des bretonischen Tanzes (= Andro), den Faun auf ihrem zweiten Album „Licht“ aufgenommen haben und dessen Erscheinen sich 2013 zum zehnten Mal jährt. Ich finde, es war eine sehr gute Entscheidung, das Andro noch einmal auf CD zu bannen, weil es sich durch zehnjähriges Spielen auf Konzerten wirklich stark verändert hat. Besonders der mystisch klingende Gesang von Sonja Drakulich, der klanglich etwas an „Gaia“ auf der CD „Totem“ erinnert, verleiht „Andro II“ ein ganz besonderes Flair. Es ist meiner Meinung nach eine wunderbare Symbiose der Stile von „Licht“ und „Eden“. Vielleicht führt der musikalische Weg der Faune eines Tages ja zu einer Symbiose dieser beiden Stile … Ich wäre begeistert!

Auch mit einer freien deutschen Nachdichtung des Minnelieds Von den Elben von Heinrich von Morungen, das in seiner mittelhochdeutschen Fassung auf dem zweiten Faun-Album „Eden“ zu hören war, feiern die Faune das Zehnjährige ihres zweiten Albums. Mir gefallen beide Fassungen sehr, die mittelhochdeutsche die neuhochdeutsche.

Zweites Highlight nach „Andro II“ ist für mich Schrei es in die Winde, musikalisch eine Coverversion des Eluveitie-Songs „Omnos“, textlich eine Eigenkreation über eine als Hexe aus der Dorfgemeinschaft verstoßene Frau. (In „Omnos“ geht es um ein Mädchen, das einem „Wolf“ begegnet, mit dem es – das ist zwischen den Textzeilen zu lesen – aus eigenem Willen schläft, der aber nicht mit ihm leben möchte. Dem Refrain „Vrit- me lindos, dubnon -piseti“ zufolge sieht sie, die Entehrte, daraufhin nur den Ausweg, sich zu ertränken.)
Die Schweizer Folk-Metal-Band Eluveitie, mit der Faun befreundet sind, höre ich sehr gern, und gerade „Omnos“ ist einer meiner Lieblingssongs. Deshalb habe ich mich über dieses deutsche Cover natürlich sehr gefreut. Allein schon, weil es mir bei dem deutschen Text deutlich einfacher fällt, mitzusingen, als bei rekonstruiertem helvetischem Gallisch. 😀 Aber auch der deutsche Text an sich gefällt mir sehr gut.

Schön finde ich auch das Klagelied Wilde Rose, das auf der gälischen Ballade „Siuil a run“ basiert und in dem eine Frau den Tod ihres Liebsten im Krieg besingt. Er hatte ihr im Frühling eine Rose übergeben, die im Winter welkt. Die Frau macht sich daraufhin Sorgen, weil er ihr gesagt hatte, die Rose werde blühen, solange er siegreich ist. Tatsächlich erhält sie bald darauf einen Brief, der ihr den Tod des Liebsten mitteilt. (Man muss hier vielleicht klarstellen, dass Faun alte Formen und Lieder aufgreifen, sich aber dezidiert nicht als „Mittelalter“-Band verstehen.) Ich habe eine Schwäche für Klagelieder … so schön traurig und melancholisch!

Einen Texttyp, den ich sehr mag, greift auch Thymian & Rosmarin auf: das Märchenmotiv vom jungen Mann, der vor unüberwindliche Aufgaben gestellt wird. Nur, wenn er sie überwindet, erhält er seine Liebste. Zu Recht weisen die Faune im Booklet darauf hin, dass das Motiv auch in „Scarborough Fair“ auftritt, das u.a. Leaves’ Eyes auf ihrem Album „Njord“ vertont haben. Hübsch!

Mit dem Wind, das erste Lied, ist für meinen Geschmack zu dudelsacklastig, aber der „Break“ bei „Einmal folg ich ihrem Flug…“ ist sehr gelungen.

Diese kalte Nacht ist ein klassisches Spielmannslied, schön lyrisch. Es gibt dazu auch ein Video.

Hübsch, aber gerade auch textlich leider etwas belanglos finde ich Wenn wir uns wiedersehen, Bring mich nach Haus, Welche Sprache spricht dein Herz und Warte auf mich.

Als Besonderheit erwähnenswert ist noch das Minne Duett, das die Faune gemeinsam mit Subway to Sally aufgenommen haben. (Subway selbst finde ich ganz in Ordnung – gut gemachte Musik, aber Mittelalter-Rock ist einfach nicht so sehr mein Geschmack wie „leiserer“ Mittelalter-Folk. Dafür höre ich „Eric Fish & Friends“ sehr gerne, das Soloprojekt von Erik-Uwe Hecht a.k.a. Eric Fish. Ganz besonders wegen des Cellos. – Apropos: Vor einer Woche wurde das neue Eric Fish-Album „Kaskade“ für den 28. März angekündigt. Ich freu’ mich!) „Minne Duett“ ist sozusagen die „Fortsetzung“ des Subway-Klassikers „Minne“, das z.B. auch auf dem Subway-Best of „Die Rose im Wasser“ zu hören ist, das ich besitze. Eine schöne Idee, das Lied auf diese Weise fortzusetzen.

Fazit: Ein insgesamt eher durchschnittliches Album mit einem Ausreißer nach unten („Tanz mit mir“) und zwei für mich persönlich ganz besonderen Stücken („Andro II“ und „Schrei es in die Winde“). Schlecht ist es definitiv nicht und spielt – da „handmade“ und mit Herzblut gespielt – natürlich in einer völlig anderen Liga als der „übliche“ Pop/ Schlager, aber ein würdiger Nachfolger für „Eden“ ist es leider auch nicht. Da heißt es abwarten, wohin die Faune ihre musikalische Reise als nächstes führen wird.


Neues Jahr, neuer Terminkalender

5. Januar 2013

Da wohl die meisten Menschen im neuen Jahr auch mit einem neuen Terminkalender beginnen, möchte ich heute einmal meine Terminplaner und Notizbücher vorstellen.

bpb-Timer, Favole Agenda, Premium Timer Eule, Clairefontaine-Notizbuch

bpb-Timer, Favole Agenda, Premium Timer Eule, Clairefontaine-Notizbuch

bpb-Timer 2012/13

Neues Jahr, neuer Terminkalender: Das ist bei mir nicht unbedingt der Fall. Mein Hardcover-Timer von der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) umfasst ein Schuljahr und ist deshalb eigentlich besser für meine Zwecke geeignet, da er die Semesteraufteilung an der Uni eher widerspiegelt als ein Jahreskalender. Ich nutze ihn vor allem dafür, tagesbezogene Termine aufzuschreiben, um Vorträge und Deadlines nicht zu vergessen. Also so etwas wie „17.30 (Ort) Referent: Vortragstitel“ oder „Abgabetermin Essay XY“.
An diesem Kalender mag ich besonders, dass er für jeden Tag soziopolitisch relevante Informationen liefert, meist mit einem Internetlink. Das Timer-Thema ist dieses Schuljahr „Konsum“, die Sprache der heutigen Woche – passend zur Neujahrsansprache des kleinen Diktators – Koreanisch. Zu jedem Samstag erhält man außerdem einen Lexikontext zum Thema „Wirtschaft“ (diesmal: Immissionen).
Wer sich einmal einen Eindruck über den Aufbau des bpb-Timers verschaffen möchte, findet hier eine digitale Version.
Ich habe meinen bpb-Timer 2012/13 übrigens von der verantwortlichen Redaktion geschenkt bekommen. An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank dafür! 🙂

Korsch Premium Timer Big „Eule“ 2013

Mein Vater hat sich vor ein paar Wochen den gleichen Kalender mit dem Motiv „Ballon“ von Wendy Paula Patterson gekauft und ich war hin und weg, als ich das Innenleben sah: Die Woche auf der linken Seite, auf der rechten ganz viel Platz für die To-Do-Liste der Woche: Referate, Hausaufgaben usw. Da ich dieselbe Lehrveranstaltung ja nur einmal in der Woche habe und unter der Woche insgesamt nur sporadisch dazu komme, meine Liste abzuarbeiten, ist der Premium Timer für mich also die perfekte Ergänzung zum bpb-timer. Ersetzen kann er ihn aber nicht – die linke Spalte bietet für meine Termine leider zu wenig Platz, und die vielen Infos des bpb-Timers würde ich auch vermissen. Dafür finde ich die Zeichnung der Eule auf dem Korsch-Buchcover sehr hübsch.
Hier der Link zur Homepage von W. P. Patterson mit dem Blog-Eintrag über die Timer: http://www.mulberry-muse.com/?p=42

Von oben nach unten: bpb-Timer, Favole Agenda, Premium Timer Eule, Clairefontaine-Notizbuch

Von oben nach unten: bpb-Timer, Favole Agenda, Premium Timer Eule, Clairefontaine-Notizbuch

Favole Agenda 2013

Diesen Jahreskalender habe ich von meiner Brieffreundin Yve zu Weihnachten bekommen – vielen lieben Dank! 🙂 Er enthält Bilder der spanischen Illustratorin Victoria Francés, die auch das Artwork der selbstbetitelten CD der französischen Neoklassik-Band Dark Sanctuary (http://www.dark-sanctuary.com) gestaltet hat. Für Schauerromantik hatte ich schon immer eine Schwäche…
Im Gegensatz zu den beiden vorangegangenen Kalendern nutze ich ihn nicht als Tageskalender. Er ist so aufwändig gestaltet, also eigentlich viel zu schade für Termine oder To-Dos… Nein, darin möchte ich in diesem Jahr ein paar Notizen über meinen vergangenen Tag festhalten. Kein „Tagebuch“ im eigentlichen Sinne also, aber eine kurze Erinnerung.

Clairefontaine Kladde A5 dunkelblau, liniert mit Fadenbindung

Dieses Buch beschreibe ich von hinten und von vorne: Auf der einen Seite ist es ein „ganz normales“ Notizbuch z.B. für Referatbesprechungen, auf der anderen ein Kurrentschrift-Tagebuch. Anfang dieses Semesters habe ich es angefangen, um mich in der deutschen Kurrente zu üben (vgl. http://www.kurrentschrift.net). Ungefähr lesen (abhängig von der Handschrift des Schreibers) kann ich diese Schrift seit meinem ersten Paläographiekurs; die meisten Historiker können es (durch mehr Übung deutlich besser als ich). Ich finde, die Schrift sieht schön aus, und wollte deshalb lernen, sie zu schreiben. Das ist mir recht schnell gelungen, auch wenn ich mich im Eifer des Gefechts regelmäßig bei M und W bzw. bei P und R verschreibe. Ab und zu schreibe ich darin z.B. Erlebnisse aus meinem Uni-Alltag hinein.

Natürlich könnte man das alles auch anders organisieren. Mit weniger Büchern. Aber das wär‘ ja langweilig…


Auf ein Neues!

1. Januar 2013

Ich wünsche euch allen ein glückliches und erfolgreiches neues Jahr 2013!

Für mich dieses Jahr ein Muss, während ich mir das Silvesterfeuerwerk angesehen habe (selbst geknallt wird nicht, ich ziehe den Fenster-Logenplatz vor):

I ♥ Handel! Egal, ob man Händel jetzt als Engländer betrachtet (aus Sicht der Engländer) oder als Deutschen (aus Sicht der Deutschen). 😉 Die von Jordi Savall dirigierte Fassung mit Barockinstrumenten gefällt mir besonders.

In den letzten Monaten habe ich wenig von mir hören lassen. Ich hatte ziemlich viel zu tun, da ich jetzt ein Doppelstudium mache und auch in meiner sonstigen Arbeit ziemlich eingebunden war.

Vorsatz fürs neue Jahr: Wieder mehr bloggen. 🙂


Gedicht: St Bartholomew’s Night

29. August 2012

Entgegen meiner Pläne zwei Posts vorher lese ich im Moment nicht “The Pillars of the Earth”, sondern habe mich für „Die Jugend des Königs Henri Quatre“ von Heinrich Mann entschieden. Weil ich gerade Hausarbeiten für die Uni schreibe, komme ich meistens nur vor dem Schlafengehen ein wenig zum Lesen. Gestern waren es die Kapitel über die Bartholomäusnacht (23./ 24. August 1572). Heute Morgen wachte ich dann auf und hatte dieses Gedicht im Kopf:

St Bartholomew’s Night

Wild men slaying,
Wearing white brassards,
Howling, shouting:
“Huguenots must die!”
Brave men lying
Dying in the streets.
Desperate crying:
“Oh, King Henry, help!
Can you hear us,
Can you hear our cries?
Your men are dying
On St Bartholomew’s Night!”

King Henry standing,
Staring in the dark:
The sky has reddened
On St Bartholomew’s Night.

François Dubois: Le massacre de la Saint-Barthélemy

François Dubois: Le massacre de la Saint-Barthélemy (ca. 1572-84)

Schnellschuss, ich weiß. Deshalb auch die Sofortveröffentlichung. Auch, weil es nur ein paar Tage nach dem 440. Jahrestag sind.

Why in English?
Hum. Maybe because there’s a present progressive in English and, what is more, the present progressive and the gerund appear in the same form? Because there are more monosyllabic words in English than there are in German? Well, maybe. The idea was in English, that’s all I know for sure.


L.E.A.F. – Leaf

20. August 2012

Heute hielt ich die Debut-CD der niederländischen Pagan Folk-Band L.E.A.F. (Lark, Elk and Fable) in meinen Händen. Die Band besteht aus Kaat Geevers, der langjährigen Partnerin von Oliver Pade (Faun), sowie Chlor Bakker, Thomas Biesmeijer und Maryn Sies. Auf der CD sind außerdem die ehemaligen Mitglieder Fieke van den Hurk und Sophie Zaaijer zu hören. Kaat kannte ich schon von der CD „Folk Noir – Songs From Home Nr. 1“, die sie zusammen mit Oliver aufgenommen hatte; da war die Entscheidung zum Kauf von L.E.A.F. unschwer getroffen.

Das Album Leaf ist im Juli 2012 erschienen und umfasst die sechs Titel „Under Nymånen“, „Fjarilar“, „Wind and Tree“, „Frühlingstanz“, „Bundet“ und „Winter“. Außerdem enthält es ein Booklet mit Texten, persönlichen Informationen der Band zu den einzelnen Stücken und Artwork von Fieke. Ihr Designstudio Orchus hatte auch schon für das wunderschöne Artwork zur Faun-CD „Eden“ verantwortlich gezeichnet.

Die Mini-CD „Leaf“ dauert zwar nur knapp 30 Minuten, kann mich aber trotz dieser Kürze vollkommen überzeugen. Für mich ist es das Pagan Folk-Album des Sommers, genau wie es „Eden“ von Faun im letzten Jahr war. Tatsächlich erinnert es mich klanglich streckenweise an den Stil der Faune – was in Anbetracht dessen, wie gut sich Kaat und Oliver kennen, auch nicht verwunderlich ist. Außerdem geht der Einfluss mit Sicherheit nicht einseitig von Oliver aus, sondern ist wechselseitig. Was mich betrifft, kann es sowieso nie genug melodischen Pagan Folk mit vielen nicht-verstärkten Instrumenten und einer Mischung traditioneller und eigener Kompositionen und Texte geben. Und, noch einmal: Die Musik von L.E.A.F. ist einfach wunderschön.

Leaf

Das erste Lied, Under Nymånen, basiert auf dem Gedicht „Flickan under nymånen“ des schwedischen Schriftstellers und Literaturkritikers Bo Bergman (1869-1967), das Kaat leicht umarrangiert hat. Es handelt von einem Mädchen, das den Mond anruft, damit sie (kein Fehler, der Mond ist hier weiblich) einen Sturm heraufbeschwört, um den Liebsten des Mädchens zurückzubringen. Der Text und eine Übersetzung finden sich auf der Homepage von Leaf. Der Song wird vor allem vom Kaats schöner Stimme getragen und hat auch eine sehr schöne Geigenpassage.

Darauf folgt Fjarilar, das ebenfalls auf einem Text von Bo Bergman basiert. Hier handelt der relativ kurze, nur am Anfang des Liedes zu hörende Text vom Gegensatz zwischen (noch) unberührter Natur und Umweltverschmutzung durch rauchende Fabrikschlote. Neben der rhythmischen Melodie sind im Hintergrund auch immer wieder Naturgeräusche zu hören.

Wind and Tree beschreibt den Gegensatz zwischen männlicher und weiblicher Kraft. Die weibliche Kraft wird hier vom erdverwurzelten Baum repräsentiert, die männliche durch den Wind, der zwar die Blätter und Zweige des Baums bewegen kann, aber immer weiter fort muss. (N.B. Ich finde diese Metaphern ja sehr poetisch, aber eben auch verdammt konservativ-traditionell. Nicht, dass ich das L.E.A.F. in irgendeiner Weise vorwerfen würde, aber ich bin bei solchen Texten immer etwas zerrissen zwischen der Bewunderung für das schöne Bild und dem rationalen Hinterfragen desselben.) Die Melodie ist rhythmisch-flott, der Gesang wunderschön und der englische Text poetisch. Dem Booklet zufolge geht er wieder auf Bo Bergman zurück.

Das Instrumentalstück Frühlingstanz wirkt leicht, fröhlich und (spät-) frühlingshaft.

Laut dem Booklet ist Bundet der bisher experimentellste Song von L.E.A.F., der auf das Lied „Trøllabundin“ der färöischen Sängerin und Komponistin Eivør Pálsdóttir (* 1983) zurückgeht. Der Titel bedeutet so viel wie „Verzaubert“ (… und dies ist wieder mal ein Fall, in dem die deutsche Sprache in Bezug auf die Übersetzung nordischer Sprachen unzulänglicher ist als die englische, die mit „spellbound“ zumindest ein Fast-Äquivalent zu verzeichnen hat). Für ihr Album haben L.E.A.F. Maria Franz, die norwegische Sängerin der Band Euzen, gebeten, „Trøllabundin“ in einen alten norwegischen Dialekt zu übersetzen.
Die Vocals für „Bundet“ wurden mit einem Halleffekt unterlegt, wodurch sie fast zu schweben scheinen. Außerdem finde ich, dass es durch Hall bei ruhigerer Musik häufig so wirkt, als habe man nicht im Tonstudio, sondern einer Kirche oder einem anderen hohen Raum aufgenommen. Was im Gegensatz zum Original besonders auffällt, ist die deutlich stärkere Instrumentierung, die der Adaption eine völlig andere Struktur verleiht als dem Original. Auf jeden Fall sind beide Versionen sehr, sehr schön.

Seinen würdigen Abschluss findet das Album mit dem Instrumentalstück Winter, zu dessen melancholischer Melodie Kaat dem Booklet zufolge während des rauen Winters im Jahr 2007 inspiriert wurde, als sie allein auf ihrer Nyckelharpa spielte. Nach den eher frühlingshaft-sommerlichen übrigen Stücken endet „Leaf“ damit in der düsteren und kalten Jahreszeit.

Und wer danach nicht den Replay-Button drückt, ist selbst schuld. 😉

Eine schöne Rezension gibt es auf der Webseite des UnArt-Magazins.
Erhältlich ist das Album wohl am einfachsten im Miroque-Onlineshop.


Ungelesene Bücher

12. August 2012

Nach langer Abwesenheit melde ich mich mal wieder auf meinem Blog. Der Grund für die lange „Funkstille“ war ein sehr arbeits- und ereignisreiches Sommersemester. Nachdem ich die Anzahl meiner Leistungspunkte durchgezählt hatte, war mir auch völlig klar, wieso ich aus der Arbeit kaum mehr herauskam: Ca. 30 LP sind „Standard“, etwa 40 sind gut machbar, und ich zählte rund 50. 28 davon bekomme ich allerdings nur, wenn ich in den Semesterferien noch zwei Hauptseminararbeiten und zwei Essays schreibe – meine Aufgabe während der nächsten Wochen.

Arbeitsbedingt habe ich die „Shakespeare-Challenge“ nicht weiter verfolgt. Es gab dazu zwar keine Posts mehr auf Karlas Buchkolumne (bzw. der letzte Eintrag überhaupt ist vom 24. April), aber wie im Februar geschrieben, hätte ich mir ja auch einfach selbst Texte aussuchen können. Habe ich dann aber nicht gemacht – zumal es noch genug andere Bücher gibt, die ich zur Zeit sehr gerne lesen möchte. Außerdem möchte ich mein „Baudelaire-Projekt“ wieder aufnehmen, das ich im April unterbrochen habe – nach „Danse Macabre“, Gedicht 97 aus den „Fleurs du Mal“. Jeden Tag ein französisches Gedicht – ist doch eigentlich nicht so schwer, sollte man meinen. Hm. Anscheinend doch. Neujahrsvorsatz nicht eingehalten. Aber das Buch möchte ich trotzdem ganz lesen!

Apropos „andere Bücher, die ich zur Zeit sehr gerne lesen möchte“: da gibt es einen ganzen Stapel. Also, einen imaginären Stapel, de facto stehen die Bücher natürlich alle schön ordentlich im Regal. (Ich habe von meinem Stapel ungelesener Bücher zwar bisher nie abgekürzt als „SUB“ gedacht – das ist nämlich die offizielle Abkürzung der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen -, aber ich weiß, dass manche ihn so abkürzen.) Da gibt es die verschiedensten Sachen: Natürlich die kleine Auswahl, die ihr in der rechten Spalte auf diesem Blog findet und in der die Mann-Familie etwas („etwas“?) überrepräsentiert ist. Sie besteht vor allem aus anspruchsvollen Wälzern, für die mir bisher die Zeit gefehlt hat – zumal ja immer wieder etwas Neues hinzukommt, das ich dann meistens zuerst lese. Warum ich Marlowes „Mephisto“ bisher nicht gelesen habe, liegt dagegen eher daran, dass ich Marlowe zu sehr verehre und mich im Anschluss an das Lesen auch gleich auf Rezeption und Sekundärliteratur stürzen können möchte. (Don’t get me wrong – wenn ich jetzt keine Hausarbeiten schreiben und mir im Anschluss ein Thema für meine Masterarbeit überlegen müsste, würde ich meine gesamten Semesterferien mit Lesen verbringen und natürlich auch die Liste rechts abarbeiten. Habe ich in meiner Schulzeit schließlich auch getan.) Außerdem mehr von Pascal Mercier a.k.a. Peter Bieri – „Nachtzug nach Lissabon“ war wunderschön – und natürlich das hochgelobte „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ von Jonas Jonasson (neulich auch im Regal eines meiner Geschichtsdozenten gesehen – logisch, hat ja auch viel mit Geschichte zu tun, das Buch). Außerdem möchte ich gerne „Die Brücke von Alcàntara“ von Frank Baer lesen, einen historischer Roman, der im maurischen Spanien spielt. Schließlich – last but not least – den (Urban) Fantasy-Jugendroman „The Mortal Instruments 5: City of Lost Souls“ von Cassandra Clare und die beiden letzten „Wicked Lovely“-Bände von Melissa Marr, „Radiant Shadows“ (dt. „Zwischen Schatten und Licht“) und „Darkest Mercy“ (dt. „Aus dunkler Gnade“).

Die Aufzählung ist natürlich nicht vollständig, aber ich möchte es mal dabei bewenden lassen. Nur so viel noch: Für diese Semesterferien habe ich auf Position eins meiner (imaginären) Leseliste den aktuellen „Kluftinger“-Allgäukrimi, „Schutzpatron“, von Volker Klüpfel und Michael Kobr, als zweites Buch „World Without End“ (dt. „Die Tore der Welt“) von Ken Follett und als drittes die Penguin Classics-Edition der nordischen „Vinland Sagas“ über die Reise der Wikinger nach Neufundland. Die beiden ersteren stehen schon ewig (= seit sie erschienen sind, 2011 bzw. 2007 😉 ) auf meiner Liste. Das dritte ist hinzugekommen, nachdem ich wieder einmal das Album „Vinland Saga“ von Leaves‘ Eyes gehört habe.

So viel also erst mal wieder von mir.


Shakespeare-Challenge: Macbeth (3)

31. März 2012

Macbeth also. Gelesen habe ich die zweisprachige dtv-Ausgabe, weil wir Macbeth damals im Englisch-LK gelesen haben und dafür diese Ausgabe kaufen mussten.

1) Was gefällt Euch an dieser Tragödie gut bzw. nicht so gut?
Ähnlich wie bei Hamlet gefällt mir an Macbeth eigentlich alles. Am besten natürlich die Szenen mit den Hexen: „Fair is foul, and foul is fair: / Hover through the fog and filthy air“ (Act I, Scene 1). Nothing is as it seems. Und mir gefällt allgemein das Thema des eigentlich gar nicht so schlechten Menschen, dessen „tragic flaw“, Ehrgeiz, ihn am Ende zu Fall bringt. Hinzu kommen Macbeths Aberglaube gegenüber der Prophezeiung der Hexen und dass er tut, was Lady Macbeth ihm sagt…

2) Welche Bedeutung hat der erscheinende Geist Banquos?
Hm… Macbeth erschrecken, den Anwesenden Macbeths schlechtes Gewissen zeigen und sozusagen den Wendepunkt anzeigen, ab dem Macbeths Fall beginnt.

3) Wie und wann hättet Ihr Euch an der Stelle Macbeths anders verhalten?
Ich denke, Macbeth hätte einfach nur nicht auf die drei Hexen hören sollen… Wäre er genauso skeptisch gegenüber ihren Prophezeiungen gewesen wie Banquo, hätte er Duncan nicht ermordet und es wäre auch alles andere nicht passiert.
Anders ausgedrückt: Ich hätte einfach abgewartet und Duncan nicht umgebracht, wenn ich Macbeth gewesen wäre.

4) Mit welcher aktuellen Situation (z.B. einem Politiker) könnte man MacBeth vergleichen?
Wie schon erwähnt, geht es um den Fall eines eigentlich gar nicht so schlechten Menschen, dessen Fehler Aberglauben, Ehrgeiz und das Hören auf einen schlechten Berater (Lady Macbeth) sind. Einmal abgesehen vom Aberglauben dürften die letzten beiden Gründe wohl wesentlich für den Fall ziemlich vieler Menschen sein, die (zu) hoch hinaus wollten… Ein konkretes Beispiel fällt mir aber gerade nicht ein.

5) Was ist Euer Lieblingszitat?

Macbeth: Methought, I heard a voice cry, „Sleep no more!
Macbeth does murther Sleep“, – the innocent Sleep;
Sleep, that knits up the ravell’d sleave of care,
The death of each day’s life, sore labour’s bath,
Balm of hurt minds, great Nature’s second course,
Chief nourisher in life’s feast; –
Lady Macbeth: What do you mean?
Macbeth: Still it cried, „Sleep no more!“ to all the house:
„Glamis hath murther’d Sleep, and therefore Cawdor
Shall sleep no more, Macbeth shall sleep no more!“

Der Kontext von Act II, Scene 2: Macbeth hat gerade König Duncan getötet, den er hier als „Schlaf“ personifiziert. Da jeder Mensch schlafen muss, hat er mit Duncan zugleich auch einen Teil seiner selbst getötet; der Mord am König quält ihn.
Der Grund, warum ich gerade dieses Zitat so mag, ist vielleicht ein wenig obskur: Immer wenn ich bis spät in die Nacht noch was für die Uni machen muss, denke ich mir „Macbeth hath murther’d Sleep“, weil es meistens meine eigene Schuld ist, dass ich nicht schon vorher fertig geworden bin…

Zum Abschluss: Omnia – Wytches‘ Brew

… und ein Link zu Act IV, Scene 1, auf die das Lied anspielt.