Ihr kennt mich nicht!

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David Klass

Ihr kennt mich nicht!Genre: Realität

Klappentext:
John ist sich seiner Sache ganz sicher: Niemand kennt ihn wirklich – weder seine Leute zu Hause noch die in der Schule. Und weil sie ihn alle sowieso nicht verstehen würden, schweigt er lieber und macht sich seine eigenen Gedanken. Über Lust und Liebe, seine Tuba, die in Wirklichkeit ein Riesenfrosch ist, und vor allem über seinen Vater, der nicht sein Vater ist. Der ihn verprügelt und quält.
Mit messerscharfer Ironie und einem unbändigen Spaß an skurrilen Vergleichen gibt John den Dingen und Menschen neue Namen und glaubt genau zu wissen, was in ihrem Inneren vor sich geht. Erst nach und nach merkt der Leser, dass es vor allem John selbst ist, der sich nicht kennt. Und der sich selbst über alle Maßen in sich getäuscht hat.

„So wie John ist auch dieses Buch: Unwiderstehlich! David Klass ist poetisch, witzig, traurig und spannend zugleich…“
ESELSOHR

Meinung:

Die Sprache des Buches ist auf den ersten Seiten etwas verwirrend: John betrachtet sein Umfeld und auch sich selbst so, als wäre es gar nicht sein Leben. Man versteht dadurch nicht gleich, wo sich John befindet und dass seine Mutter wirklich seine Mutter ist, während der Mann bei ihr sein Stiefvater ist.
Doch nachdem man sich in den ungewöhnlichen Stil eingelesen hat, möchte man ihn nicht mehr missen. Die in der obigen Kurzbeschreibung erwähnte Ironie und die Vergleiche sind äußerst witzig. Am besten finde ich die Stellen mit seiner Tuba, dem „Ochsenfrosch“, während der Musikprobe bei Mr Steenwilly, aber es gibt so viele andere, dass es mir schwerfällt, das eindeutig zu entscheiden.
David Klass gelingt es, so überzeugend und gefühlvoll zu schreiben, dass er sowohl die vielen witzigen Szenen als auch die ernsten absolut überzeugend und unterhaltsam vermittelt. Es ist eines der wenigen Bücher, bei denen man die Bewertung unter dem eigentlichen Klappentext nicht als übertrieben empfindet. Im Gegenteil!

„Ihr kennt mich nicht!“ ist eines meiner Lieblingsbücher. Es ist unbedingt empfehlenswert, nicht nur für Jugendliche, sondern auch für Erwachsene!

Ich gebe euch auch noch ein Zitat aus der Amazon-Rezension von „zoran drvenkar“, das meiner Meinung nach hervorragend die Sprache und deren Wirkung beschreibt:

Obwohl das Buch nur 266 Seiten lang ist, kommt einem die Geschichte sehr lang vor, was an dem Blickwinkel liegt, den der Autor dem Leser präsentiert. John spricht als Ich-Erzähler, und er spricht dabei nicht nur den Leser an, er wendet sich in Gedankensprüngen, Perspektivwechseln und allen Raffinessen der Erzählkunst (Du-Form) mal an seine Mutter, mal an seine Freunde und mal an fast jede Person in der Geschichte. Sein Ton ist witzig, clever, zwischendurch weise und auch naiv. Er schwankt zwischen einem, der alles durchschaut (auch sich selbst), und einem, der viel zu wenig weiß und von einer Idiotie in die nächste taumelt. Zwischendurch erinnern die Blickwinkel an Kamerafahrten, die Johns Welt durchstreifen und hier und da Pause machen. Es ist nicht die Geschichte eines Jungen, der von einem Erwachsenen misshandelt wird. Das ist nur die Hintergrundsmusik für einen Charakter, der glaubt, dass ihn niemand kennt, dass ihn niemand sieht. Die Szenen sind zwischendurch überraschend kurz, sie holen im richtigen Moment Atem und lassen sich Zeit. Der Kitsch wird angeschnitten und dann gnadenlos zerstört. Ein Wechselbad aus Slapstick und Ernsthaftigkeit macht es einem schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Durch die Präsentation von Johns Gedankenwelt, die sehr ausführlich ist und den Leser oftmals hereinlegt, weiß man nie, ob etwas wirklich passiert oder nur in Johns Kopf stattfindet. Klass kostet das voll aus, und es gelingt ihm eigentlich immer einen Kitzel aus diesem Spiel herauszuholen.

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