Büchners „Dantons Tod“ in den Münchner Kammerspielen – Teil 2

1. Januar 2014

Das „Büchnerjahr“ 2013 durfte nicht zu Ende gehen, ohne von mir bei einem Theaterbesuch zelebriert zu werden. Georg Büchners (1813-1837) „Dantons Tod“ (1835) habe ich am 29. Dezember 2013 in einer Bearbeitung von Matthias Günther und Tobias Staab in den Münchner Kammerspielen gesehen. Nachdem ich meine eigene Interpretation des Dramas vorausgeschickt habe (Teil 1), möchte ich nun meine Eindrücke von der Inszenierung wiedergeben (Teil 2).

Die beiden Dramaturgen Günther und Staab haben dem ohnehin schon mehrschichtigen Dramentext, in den Büchner Quellen aus der Zeit der Französischen Revolution einmontiert hat, noch weitere Textlagen hinzugefügt. So weist schon der eingangs von einem der Präsidenten des Revolutionstribunals, Herman (Hans Kremer), gesprochene Text darauf hin, in welchem Sinne man das Stück interpretiert wissen möchte: als Drama über die conditio humana, über die Bedingungen des Menschseins und die „Natur“ bzw. das „Wesen“ des Menschen. Diese Perspektive zieht sich durch praktisch alle hinzumontierten Textpassagen und findet ihren Kulminations- und Schlusspunkt darin, dass Robespierre (Wolfgang Pregler) als seine „Letzte[n] Worte“ auf der Bühne den Schluss des Romans „Elementarteilchen“ (Les particules élémentaires, 1998) des französischen Schriftstellers Michel Houellebecq zitiert, das mit dem pathetischen Satz endet: „Dieses Buch ist dem Menschen gewidmet“ (S. 357). Ein Satz, den man angesichts der Handlung sowohl des Dramas als auch des Romans (der, kurz gesagt, die Selbstabschaffung des Menschen durch die Gentechnik zum Thema hat) wohl nur ironisch verstehen kann. Allerdings als doppelte Ironie, die sich selbst auflöst: Michel Houellebecqs doppelbödige Erzählweise entlarvt durch innere Widersprüche die menschenverachtende Ideologie seines personalen Erzählers Michel, der das Glück der Menschheit im Ende seiner natürlichen Reproduktion sieht, und liefert damit letztlich doch ein echtes Plädoyer für den (nicht gentechnisch veränderten) Menschen. Ebenso selbstentlarvend menschenverachtend ist für die Dramaturgen das Gerede Robespierres (z.B. „Die Revolutionsregierung ist der Despotismus der Freiheit gegen die Tyrannei“, I,3)  und St. Justs (v.a. seine Rechtfertigung des terreur in II,7: „Die Schritte der Menschheit sind langsam, man kann sie nur nach Jahrhunderten zählen; hinter jedem erheben sich die Gräber von Generationen. Das Gelangen zu den einfachsten Erfindungen und Grundsätzen hat Millionen das Leben gekostet, die auf dem Wege starben. Ist es denn nicht einfach, daß zu einer Zeit, wo der Gang der Geschichte rascher ist, auch mehr Menschen außer Atem kommen?“). Auch ex negativo und mittels einer intertextuellen Analogie lässt sich Büchners Drama also als Plädoyer für Menschlichkeit deuten. Bestätigt wird diese Interpretation durch den ausdrücklichen Überdruss der gemäßigten Jakobiner am Töten, etwa durch Héraults Reden gegenüber seinen Freunden („Die Revolution muß aufhören, und die Republik muß anfangen“, etc., I,1 – bei den Münchner Kammerspielen, wenn ich mich recht erinnere, Lacroix zugewiesen, da Hérault gestrichen wurde). Ob dieses Additum wirklich nötig gewesen wäre? Ob es außerdem nötig gewesen wäre, dass sich Robespierre nackt auszieht, während er spricht – der Mensch in seiner physischen Verletzlichkeit – und den Theaterbesucher so noch mit der Nase auf diese Deutung stößt?

Die Nacktheit des kleinbürgerlichen Tyrannen auf der Bühne erinnerte mich an Bert Brechts „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ (1941) in der aktuellen Inszenierung des Berliner Ensembles, in der sich Arturo Ui a.k.a. Adolf Hitler auch einmal nackt auf der Bühne befindet. Ebenso intonierte Pregler Robespierres Monolog nach der Konfrontation mit Danton (Pierre Bokma) in I,6 im Stil einer grotesk-komischen Hitlerrede bzw. einer Rede Arturo Uis – ein weiterer intertextueller Bezug. Überhaupt scheint sich die Inszenierung stark an Brechts epischem Theater zu orientieren, als dessen Vorläufer vor allem Büchners „Woyzeck“ gilt: Die fiktionale Realität auf der Bühne wird schon von Anfang an durchbrochen. Kein Vorhang wird betätigt, nie erfolgt ein Szenenwechsel durch Veränderung des Bühnenbilds, es gibt kaum Auf- und Abtritte. Die Dantonisten sprechen oft in Anwesenheit der Robespierristen und umgekehrt. Das Bühnenbild selbst ist stilvoll: eine mit Kerzen geschmückte lange Tafel, an deren Ende ein Streicher-Ensemble sitzt, das während der gesamten Aufführung für Live-Musik sorgt (komponiert von Carl Oesterhelt).  Abwechslung erzeugen die Leinwände an der hinteren Bühnenwand, auf die zum einen szenenweise Schwarzweißbilder einer Kamera projiziert werden, die auf einem sich drehenden Tisch in der Mitte der Tafel liegt. Zum anderen werden so Stimmungen oder Vorstellungswelten der Charaktere ausgedrückt, z.B. Sommer oder Winter oder auch Dantons Frau Julie (Anna Drexler), die sich angesichts der Verhaftung und bevorstehenden Exekution Dantons auf eine blühende Sommerwiese fortträumt. Verfremdungseffekte entstehen auch, wenn einzelne Passagen erst im französischen Original und dann auf Deutsch gesprochen werden oder wenn der Bürger Simon (Benny Claessens) zuweilen statt gesprochener Passagen linksradikale Lieder singt („Totgeschlagen, wer kein Loch im Rock hat!“, I,2). Herman erhält eine Doppelfunktion als Revolutionsrichter und fast schon allwissender Erzähler, der historische Erläuterungen zur Revolution und den Septembermorden liefert und in der eigentlich monologischen Flucht-Szene (II,4) als Freud-Verschnitt einen fast schon psychoanalytischen Dialog mit Danton führt, der keine Lust zu fliehen hat. St. Just wird von einer Schauspielerin gespielt (Annette Paulmann) – so weit, so gut, wird doch auch der „echte“ Saint-Just von Zeitgenossen als attraktiver, androgyn wirkender junger Mann beschrieben. Allerdings kann man Annette Paulmann in Kleid und Highheels nun wirklich nicht als androgyn bezeichnen; im Gegenteil erscheint sie so als Verkörperung der Marianne, wie in Delacroix’ berühmten Gemälde „Die Freiheit führt das Volk“ (La Liberté guidant le peuple, 1830). Grotesk  wird es allerdings, wenn St Justs große Hetzrede (II,7) zum Gespräch mit Lucile (Marie Jung) wird, die ihm gegenübersitzt, und bruchlos in Olympe de Gouges’ „Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin“ (Déclaration des droits de la femme et de la citoyenne, 1791) übergleitet und vor allem aus der Vorrede, aber auch aus den Artikeln zitiert: „Die Frau hat das Recht das Schafott zu besteigen; sie muss gleichermaßen das Recht haben, die [Redner-]Tribüne zu besteigen“ (Art. 10). Von derlei politischen und nach Auffassung vieler Zeitgenossen „unweiblichen“ Vorstellungen hielt auch Saint-Just nichts – ganz zu schweigen davon, dass Olympe de Gouges den gemäßigten Girondisten nahestand. Schade fand ich, dass die „volksverhetzende“ Dimension der Rede dadurch abgemildert wurde (falls die Intention gewesen sein sollte, auf die Radikalität auch der Forderungen der Olympe de Gouges in ihrer Zeit hinzuweisen, kam das bei mir jedenfalls nicht an). Auch Dantons Nihilismus und sein Wunsch, durch Selbstauslöschung Ruhe zu finden, wirkten in dieser Inszenierung merklich gedämpft. Dies lag zum einen wohl daran, dass die Figur des Philippeau als gläubiger Gegenpol zum Atheisten Danton gestrichen worden war und passte zum anderen wohl nicht recht in die Interpretation Günthers und Staabs, die das Drama durch hinzugefügte Texte bis zu einem Bericht von der Ermordung Robespierres weiterführten, statt es mit der Hinrichtung der gemäßigten Jakobiner und Luciles selbstmörderischem „Es lebe der König! (IV,9)“ enden zu lassen. (Übrigens glaube ich entgegen Camilles Deutung in IV,5 nicht, dass es wirklich der Wahnsinn ist, der aus Lucile spricht, sondern eher der tragische Wunsch, ohne ihren Liebsten Camille nicht leben zu können und zu wollen. Im Gegensatz zu Dantons Frau Julie, die eigentlich Louise hieß und eine Freundin seiner im Kindbett gestorbenen ersten Frau Antoinette war, folgte sie ihrem Mann ja wirklich in den Tod, und das auf ähnliche Weise wie im Drama dargestellt.)

Auch wenn mich die conditio humana-Deutung von „Dantons Tod“ nicht ganz überzeugt – es ist schließlich kein auf Allgemeingültigkeit angelegtes Ideendrama, sondern eine Studie der Französischen Revolution und ihrer Protagonisten einerseits und eine Darstellung persönlicher philosophischer Ansichten Büchners andererseits –, halte ich sie doch insgesamt für plausibel. Wirklich schief fand ich nur zwei Szenen: die schon erwähnte Rede von St. Just-Olympe und Dantons Verteidigungsrede vor dem Revolutionstribunal (III,9), die Pierre Bokma doch tatsächlich weinerlich vortrug. Jemand, der sich die eigene Selbstauslöschung wünscht (auch wenn er sie für letztlich nicht erreichbar hält), hält eine solche Rede doch nicht schluchzend! „[D]as Leben ist mir zur Last, man mag mir es entreißen, ich sehne mich danach, es abzuschütteln“, sagt er in seiner ersten Anhörung (III,4)! Abgesehen davon hat mich Bokma als Danton aber wirklich überzeugt; die vielbeschriebene Vitalität des Revolutionärs brachte er gut zum Ausdruck. (Die innere Erstarrung – Stichwort Nihilismus – im Gegensatz zur äußeren Lebhaftigkeit nicht ganz so gut, aber das lag eindeutig an der Inszenierung; seine Interpretation von III,9 mit Sicherheit auch.) Die Theaterbesucher schienen vor allem die Bühnenkonstruktion und die hinzugefügten Szenen zu irritieren; schlussendlich bekamen Pierre Bokma als Danton und Wolfgang Pregler als Robespierre zwar – verdient! – den meisten Applaus, die Musiker insgesamt aber mehr Beifall als die Schauspieler.

Insgesamt ist die Inszenierung sehens- und durchdenkenswert. Wer kann und möchte, kann sie noch am 5. Januar 2014 um 19 Uhr oder 10. Februar 2014 um 19.30 Uhr in den Münchner Kammerspielen sehen; weitere Termine sind bislang nicht angegeben.


Büchners „Dantons Tod“ in den Münchner Kammerspielen – Teil 1

1. Januar 2014

Das „Büchnerjahr“ 2013 mit dem 200. Geburtstag des Dichters durfte nicht zu Ende gehen, ohne von mir bei einem Theaterbesuch zelebriert zu werden. Georg Büchners (1813-1837) „Dantons Tod“ (1835) habe ich am 29. Dezember 2013 in einer Bearbeitung von Matthias Günther und Tobias Staab in den Münchner Kammerspielen gesehen. Bevor ich meine Eindrücke von der Inszenierung wiedergebe (Teil 2), möchte ich meine eigene Interpretation des Dramas vorausschicken (Teil 1), das neben Goethes „Faust I“ mein Lieblingsdrama ist. Zitiert wird nach der Szenenaufteilung von „Dantons Tod“ bei „Projekt Gutenberg“.

Wesentlich ist aus meiner Sicht die Darstellung Dantons als eines Menschen, der an den Unmenschlichkeiten der Revolution verzweifelt, die für das Volk keine Besserung seiner Lage mit sich gebracht haben. Er kann nicht mehr an die Willensfreiheit und die Wirksamkeit menschlichen Handelns glauben; stattdessen betrachtet er den Gang der Geschichte als unberechenbar (Fatalismus): „Puppen sind wir, von unbekannten Gewalten am Draht gezogen; nichts, nichts wir selbst!“ (II, 5). Handeln erscheint ihm vom Einzelnen nicht steuerbar; er stürzt in Lethargie und Langeweile, die er durch „Genuss“ nach dem Motto „Wein, Weib und Gesang“ betäubt – was nicht zuletzt zu seiner Gefangennahme und Hinrichtung beiträgt. Bezeichnend der Wortwechsel zwischen Lacroix und Danton in der ersten Szene (I,1), der als epische Vorausdeutung das Ende schon vorwegnimmt: „Wir müssen handeln.“ – „Das wird sich finden.“ – „Es wird sich finden, wenn wir verloren sind.“
Dantons fatalistisches Geschichtsverständnis führt allerdings nicht dazu, dass er die Verantwortung Einzelner für bestimmte Ereignisse ganz negiert. Im Gegenteil fühlt er sich persönlich an den „Septembermorden“ von 1792 schuldig, die er als damaliger Justizminister mit befördert hat. Diese Schuld quält ihn ebenso wie das Bewusstsein, dass die Revolution nichts für die einfache Bevölkerung erreichen konnte.

Robespierre, der ihm wegen seiner Genusssucht sittliche Verfehlungen vorwirft, hält Danton den sprichwörtlichen Spiegel vor und entlarvt dessen Tugendhaftigkeit als Selbstgerechtigkeit: „Ich würde mich schämen, dreißig Jahre lang mit der nämlichen Moralphysiognomie zwischen Himmel und Erde herumzulaufen, bloß um des elenden Vergnügens willen, andre schlechter zu finden als mich. – Ist denn nichts in dir, was dir nicht manchmal ganz leise, heimlich sagte: du lügst, du lügst!?“ (I,6) Tatsächlich stürzt er den „Unbestechlichen“ damit in Selbstzweifel, doch aus dieser Handlungslosigkeit entreißt ihn sein Scharfmacher St. Just sogleich wieder, um den Tod der Dantonisten zu beschließen.

Danton ist seines Lebens überdrüssig; er sehnt sich nach Selbstauslöschung und damit auch der Auslöschung seiner Seelenqual, möchte endlich Ruhe im Nichts finden. Doch auch der Nihilismus bietet ihm letztlich keine Zuflucht: „Der verfluchte Satz: Etwas kann nicht zu nichts werden! Und ich bin etwas, das ist der Jammer!“ (III,7). Sogar die Selbstauslöschung erscheint also als Ding der Unmöglichkeit. Danton will nicht mehr leben, doch auch im Tod ist für ihn keine Hoffnung auf Erlösung – religiöse ohnehin nicht, aber eben auch keine philosophische.
Oder vielleicht doch? Dantons letzte Worte, bevor er von der Conciergerie auf den Revolutionsplatz zur Hinrichtung geführt werden, lauten: „Die Welt ist das Chaos. Das Nichts ist der zu gebärende Weltgott.“ (IV,5) Die vage Hoffnung, dass das ersehnte Nichts irgendwann entstehen könnte (wie die Welt nach Hesiods Theogonie (Θεογονία), auf die Büchner hier wohl anspielt, oder Gen 1,1 irgendwann aus dem Chaos entstanden ist, möchte man hinzufügen), hat er also nicht ganz aufgegeben. Aber nach Hesiods „Werke und Tage“ (Ἔργα καὶ Ἡμέραι) blieb ja auch in der Büchse der Pandora am Ende nur die trügerische(!) Hoffnung zurück…
Dantons Philosophie ist kein geschlossenes System; sie wandelt sich im Verlauf des Stücks.

Dass sich Danton am Ende vor dem Revolutionstribunal doch gegen seine Ankläger verteidigt (III,9 und 10), ist wohl mehr dem Wunsch geschuldet, es den radikalen Jakobinern um Robespierre nicht gar zu leicht zu machen und die eigene Haut nicht gar so billig zu verkaufen, als ein ernsthafter Versuch, sie zu retten. Es gelingt ohnehin nicht; die Volksmasse ist zu wankelmütig und unberechenbar, als dass sie sich von Dantons Argumenten dauerhaft gewinnen ließe. Aber ist auch hier nicht eine leise Hoffnung? Die Hoffnung nämlich, dass der Tod der gemäßigten Jakobiner um Danton bereits den Sturz Robespierres vorwegnimmt – und damit letztlich doch das Ende des Terreur und seines sinnlosen Mordens bringt. „Ihr tötet uns an dem Tage, wo ihr den Verstand verloren habt; ihr werdet sie an dem töten, wo ihr ihn wiederbekommt“ (IV,7) – so spricht allerdings nicht Danton, sondern Lacroix, der ja weiter an der Bedeutsamkeit menschlichen Handelns festhält. Gut möglich, dass Danton seine flammende Verteidigungsrede nur aus Verbundenheit mit seinen Freunden hält, die mit ihm todgeweiht sind, weil er nicht handelte, als vielleicht noch Zeit gewesen wäre. Lacroix’ Worte sind und bleiben aber eine Vorausdeutung – keine intrafiktionale, sondern eine auf den weiteren Verlauf der Geschichte. Sie lassen zumindest diese Überlegung zu: Wenn Dantons philosophische Reflexionen über das Nichts und die Geschichte Büchners persönliche Überzeugungen wiedergeben (was man wohl annehmen darf, da Büchner entsprechende Überlegungen in Briefen äußert), dann ist Dantons/Büchners Geschichtsfatalismus vielleicht ebenso brüchig wie Dantons/Büchners Nihilismus. Ein geradezu postmodernes Denken, dieses Vielleicht-doch, das das Vorhandensein absolut gesetzter Überzeugungen/Ideologien negiert, ohne letztlich eine Lösung anbieten zu können. Ja, auch Büchners eigenes Handeln als Revolutionär in der Vormärzzeit, insbesondere seine Flugschrift „Der Hessische Landbote“ (1834), blieb letztlich ohne die erhoffte Wirkung. Aber … vielleicht doch?

Kurzum: Für mich sind zum einen die philosophische Dimension des Dramas (Geschichtsfatalismus und Nihilismus wie auch das Ungenügen an ihnen) und zum anderen die (entsprechend der Quellen, die Büchner zur Verfügung standen) möglichst realistische Darstellung der Revolutionszeit die beiden wesentlichen Interpretationszugänge zum Drama. Zu letzterem Punkt, auf den ich hier nur oberflächlich eingegangen bin, zählen sowohl die Darstellung der prekären Situation des Volkes und der Eigendynamik von Volksmassen als auch die zahlreichen wörtlich eingewobenen Quellenpassagen insbesondere in Bezug auf politische Äußerungen. Die wörtlichen Zitate sind, ebenso wie die vielen klassizistischen Anspielungen der Revolutionäre auf die Antike, für die intertextuelle Mehrschichtigkeit des Dramas wichtig; ich will aber nicht verhehlen, dass mich die philosophische Seite mehr interessiert, ich ihr deshalb auch mehr Raum gegeben habe.